Ein Gespräch über den Propheten und Menschen Mohammed
Bei solch einem Angebot kann man nicht Nein sagen, aus unterschiedlichen Gründen. Als ich also die Chance bekam, mit Hamed Abdal-Samad zu sprechen, ergriff ich die Gelegenheit gleich beim Schopfe, sagte Ja und kramte alles hervor, was ich aus dem Studium noch über die Entstehung des Islams wusste.
Bei unserem Telefonat zeigte sich Hamed Abdel-Samad ganz als zurückhaltender und leiser Gesprächspartner, der sich auch die Mühe machte, mir Laien Zusammenhänge zu vermitteln. Dabei hatte es mir sein Schlusswort besonders angetan.
Herr
Abdal-Samad, warum dieses Buch jetzt?
Von
jetzt kann nicht die Rede sein. Ich habe lange Jahre an diesem Werk
gearbeitet. Die Idee kam mir bereits 2005. Damals arbeitete ich an
der Universität Erfurt und habe mir zum ersten Mal unter
wissenschaftlichen Apsketen die Frage gestellt „Woher kommt der
Islam?“. Der Auslöser war meine Beschäftigung mit der Ostkirche,
mit der jüdischen und mit der persischen Tradition, die sich im
frühen Islam wiederfinden. Die Recherchen waren vielfältig und
langwierig, weil ich mich nur auf die Primärliteratur verlassen
wollte. Deswegen habe ich so lange für dieses Buch gebraucht.
Ich
wollte ein menschliches Buch schreiben schreiben, ein Buch das
Mohammed al Menschen zeigt. Denn der Prophet hat viele Dinge getan,
die ich als verwerflich bezeichnen möchte. Für mich ist ein
zentrales Problem, dass sich viele Muslime nicht von der
Unantastbarkeit des Propheten lösen können.
2010
habe ich im Rahmen der Recherchen Kurt Westergaard getroffen, den
Zeichner, der den Streit um die Mohammed-Karikaturen ausgelöst
hatte. Dadurch habe ich viel gelernt über die menschliche Sicht auf auf Übermenschen.
Ihr
Buch trägt den Untertitel „Ein Abrechnung“. Warum?
Hamed Abdel-Samad möchte einen toleranten Islam. Fotos: Verlag |
Es
geht mir schon um die Frage, warum viele Muslime sich nicht von der
Unantastbarkeit des Propheten lösen können. Es geht mir aber auch
darum, mit den Mitteln der Vernunft und der Überzeugung die
Sonderstellung des Menschen Mohammed zu belegen.
Ein
wichtiges Erlebnis während meiner Recherchen war 2010 die Begegnung
mit Kurt Westergaard, dem dänischen Karikaturisten, der den Streit
um die Mohammed-Zeichnungen auslöste. In den Gesprächen mit
Westergaard habe eine andere Perspektive auf das menschliche Tun
erfahren. Die Fage, ob es schlimmer ist, Menschen zu töten oder
einen bestimmten Menschen zu zeichnen, die stellt sich mir eigentlich
nicht mehr.
Sie
sagen, ihr Buch hat den Menschen Mohammed als Thema. Was für ein
Mensch war der Prophet denn?
Im
Grunde genommen geht es um 3 Mohammeds oder viel mehr die um drei
Aspekte einer Person. Da ist die historische Figur des Händlers und
Kriegsherren. Er lebte in einer realen Welt und ist sicher keine
Erfindung. Es wäre unmöglich gewesen, so viele gleich lautende
Erzählungen an so unterschiedlichen Orten zu implementieren. Dieser
Mohammed ist ein Teil des Kollektivgedächtnis. Das muss man
anerkennen, auch wenn er später durch die Umayyaden und die
Abbassiden instrumentalisiert wurde.
Dann
geht es um den Propheten Mohammed, den Stifter einer Religion, den
letzten Boten Gottes.
Aber
es geht vor allem um den verschwiegenen Mohammed, den Ausgestoßenen
und psychisch Kranken, der für so viele Widersprüche im Islam
verantwortlich ist. Diese drei Figuren führe ich in meinem Buch
zusammen und mein Anspruch, ist es, ein Psychogramm des Menschen
Mohammed zu liefern.
Wie
trennen Sie Mythos und Mensch voneinander?
Ich
stütze mich auf die Primärliteratur, auf Berichte aus dem 6. und 7.
Jahrhundert. So kann ich den historischen Kern herausarbeiten und das
Verhältnisse von Legende und Realität deutlich machen. Dabei geht
es mir auch um den Wahrheitsgehalt der arabischen Mastererzählung.
Worin
besteht diese arabische Mastererzählung?
Mohammed
einte die Araber, er war der Begründer einer Hochkultur und der
Grundpfeiler einer toleranten Gesellschaft und blühenden
Wissenschaft.
Die
arabische Hochkultur gab es aber schon vor Mohammed, ebenso die
Wissenschaft als Erbe der Antike. Die Profite kamen hingegen viel
später, ebenso die islamische Kultur, als die arabischen Eroberer
die vielfältigen Traditionen der eroberten Länder aufgriffen.
Wollen
Sie einen Islam ohne Mohammed?
Seit 1. Oktober im Handel. |
Nein,
das geht gar nicht. Aber ich möchte zeigen, das Mohammed nicht als
Vorbild taugt, nicht als Vorbild für einen Islam des 21.
Jahrhunderts. Es geht darum, die historische Person zu relativieren
und sie nach den Maßstäben ihrer Zeit zu bewerten. Dies muss man
tun können, ohne um sein Leben zu fürchten.
Vielmehr
möchte ich den Islam den Menschen näher bringen und wegkommen von
der schwierigen Sprache der Theologen. Jeder normale Mensch soll sich
seine normale Meinung über den Islam bilden können. Es geht mir um
eine grundlegende Reform des islamischen Hauses, da reicht es nicht,
die Fassade in einer neuen Farbe anzustreichen.
Warum
ist Mohammed nicht als Vorbild geeignet?
Ich
denke, dass wir in dieser globalisierten Welt eine offenen Islam
brauchen, einen toleranten Islam. Aber dies geht nicht mit einer
Überhöhung des Propheten. Schauen Sie sich die Bespiele in meinem
Buch an. Es gab keine Toleranz in Medina und es gab keine Toleranz in
Mekka. Ganz im Gegenteil, Mohammed hat die Saat der Intoleranz gesät.
Dies wirkt noch heute nach. Schauen Sie nach Saudi-Arabien und
schauen Sie auf den IS. Der spielt historische Vorbilder 1:1 nach. So hat auch Mohammed versucht, die kulturelle Zeugnisse der vorislamischen Gesellschaften auszulöschen. Hier müssen wir das Kind beim Namen nennen
Damit
gehen Sie aber wieder ein hohes persönliches Risiko ein.
Dessen
bin ich mir bewusst. Aber ich will mich nicht der Logik des Terrors beugen und schweigen. Eigentlich bräuchten wir ganz viele Zeichner, die
ihr Bild des Propheten malen. Dann wäre nicht nur das Risiko
verteilt und dann bräuchte ich auch nicht mehr solche Bücher
schreiben.
Darum geht es: Das Buch
Der Hamed Abdel-Samad bei wikipedia
Das sagt der Harzer Kritiker dazu.
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