Montag, 23. Januar 2017

Lachen können ist eine Frage des Selbstbewußtseins

Jörg Knör ist wieder unterwegs. Sein aktuelles Programm heißt anspielungsvoll  “Das wars mit Stars” und ist ein Rückblick auf das Jahr 2016. Ich sprach mit ihm über Verstorbene, über Vergangenes und über die Zukunft.


Herr Knör, für viele ist 2016  ein Jahr, in dem viele Prominente verstarben. Wie sieht ihr Rückblick aus?


Das war schon heftig, das stimmt, aber das ist nicht das einzige, was von 2016 hängen bleiben wird. Vielleicht liegt die Wahrnehmung aber auch daran, dass ich und mein Publikum zu einer Generation gehören, deren Stars nun mal alt geworden sind.
Natürlich komme ich in meinem Programm an diesem Thema nicht dran vorbei, aber es wird niemand an dem Abend mit einem Kloß im Hals aus der Stadthalle gehen. Es gab schließlich auch genug schöne Ereignisse im vergangenen Jahr, an die man sich erinnern sollte.


Wer ist ihr Promi des Jahres 2016?


Es geht in diesem Programm gar nicht so sehr um Prominente, die sind für mich nur der Aufhänger. Es geht vor allem um Ereignisse. Wie ich das meine? Ich blicke aus der Perspektive von Reiner Callmund auf die Fußball-EM. Der Calli erzählt dann eben, was er und seine Frau so in Paris erlebt haben. Oder Marcel Reich Ranicki steigt aus dem Himmel herab und erklärt, warum Bob Dylan den Nobelpreis nicht verdient hat. Somit war es aus Reich-Ranickis Sicht auch gut, dass Dylan den Preis nicht abgeholt hat.



Jörg Knör sieht sich in der Mitte
seiner  Generation. Foto: Rafting
Wie sieht diese Generation aus?


Ich bin so ungefähr die Mitte davon, aber es gibt auch einige wesentlich jüngere Menschen im Publikum. Humor und gute Unterhaltung ist keine Frage des Alters sondern der Lebenseinstellung. Auf Facebook und bei Youtube habe ich eine ganze Reihe von jüngeren Fans, auch diese Zielgruppe erreiche ich. Humorlose gibt es in jeder Altersklasse.

Wie sieht eine humorvolle Lebenseinstellung aus?


Man braucht vor allem Selbstbewußtsein, um lachen zu können, und Spaß am Leben. Humor kommt nicht aus der Retorte, aber er ist auch immer ein wenig Therapie und Lebenshilfe. Ich habe festgestellt, dass es vor allem regionale Unterschiede gibt. Es tut fast leid es sagen zu müssen, aber im Osten wird nicht soviel gelacht. Vielleicht liegt auch das am Selbstbewusstsein.



Aber sterben Ihnen nicht langsam die Prominenten weg?


Wo denken Sie hin? Ich habe etwa 70 Prominente im Repertoire, also muss ich mich bei der Programmerstellung eher beschränken.


Was macht eigentlich Inge Meysel?


Der geht es gut und sie wird immer noch vom Publikum gefordert, neulich in Bremen sogar ganz massiv. Aber in diesem Programm kommt sie nicht vor, da kann man fordern was man will. Es ist ja ein Jahresrückblick 2016.


Was gibt es in diesem Jahresrückblick?


Ein bisschen Sport , jede Menge Musik und die Kanzlerin tritt auch auf. Aber nur ein wenig Sport, den überlasse ich den anderen.
Angela Merkel erklärt, wie sie in einer Sektlaune zu diesem Satz “Wir schaffen das” gekommen ist und das ganze singt sie dann. Außerdem singen Udo Jürgens, Michael Jackson, Prince David Bowie und Roger Cicero den Song “Im Himmel ist der Teufel los” und Xavier Naidoo und Helge Schneider tauschen ihre Songs..

Wie lange haben Sie an diesem Programm gearbeitet?


“Das wars mit Stars” ist ja ein reines Saisonprogramm und damit kann ich nicht schon im März anfangen. Begonnen habe ich im Oktober. Damals war ich zwei Wochen lang auf Sylt und habe ganz genau überlegt, welcher Prominenter Pate stehen könnte für welches Ereignis.
Genauso wichtig war auch die Musik. In diesem Programm gibt es jede Menge Musik. Zum einstieg, gibt es ein Lied, dass sich als thema durch die ganze Schau zieht. Dazu kommen viele Einspieler und Videos. Eigentlich ist das Programm nicht mehr und nicht weniger wie eine bunte Überraschungstüte.


Was war für Sie persönlich das schönste Erlebnis im vergangenen Jahr?


Die Münze des Schicksals ist auf die richtige Seite gefallen. Nach einer Vorsorgeuntersuchung gab es den Verdacht auf eine Tumorerkrankung. Zum Glück gab es bei der nachuntersuchung Entwarnung und so lautet die Therapie nun “Bühne statt OP”.


Nächstes Jahr feiern Sie 40-jähriges Bühnenjubiläum. Haben Sie etwas besonderes in Planung?


Wirklich schon so lange? Ich weiß gar nicht so genau, wann ich das erste Mal auf der Bühne stand. Da könnte man mehrere Daten nehmen, zum Beispiel meinen Auftritt bei Rudi Carrell 1975. Danach wäre das Jubiläum schon vor zwei Jahren gewesen. Wenn man mich fragt, dann sage ich immer, ich stünde seit 37 Jahren auf der Bühne. Das hört sich nach viel Erfahrung aber noch nicht uralt an.
Aber sei es wie es ist. Ein Jubiläumsprogramm habe ich nicht in Vorbereitung. Aber ich werde mir im Herbst einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Mit “Filou” habe ich einen Abend mit vielen französischen Liedern in Vorbereitung, das wollte ich schon seit Jahren machen. Geholfen hat mir Lutz Krajenski, der viele Arrangements für Roger Cicero geschrieben hat.
Außerdem steht in drei Jahren ein anderes Jubiläum an. Aber ob ich etwas Besonderes zu meinem 60. Geburtstag mache, dass weiß ich noch nicht.



"Ich bin noch ganz alte Schule" - Das Knör-Interview 2015
Auf Zeitreise mit einem Parodisten - Knör 2015 in Osterode