Direkt zum Hauptbereich

Lachen können ist eine Frage des Selbstbewußtseins

Jörg Knör ist wieder unterwegs. Sein aktuelles Programm heißt anspielungsvoll  “Das wars mit Stars” und ist ein Rückblick auf das Jahr 2016. Ich sprach mit ihm über Verstorbene, über Vergangenes und über die Zukunft.


Herr Knör, für viele ist 2016  ein Jahr, in dem viele Prominente verstarben. Wie sieht ihr Rückblick aus?


Das war schon heftig, das stimmt, aber das ist nicht das einzige, was von 2016 hängen bleiben wird. Vielleicht liegt die Wahrnehmung aber auch daran, dass ich und mein Publikum zu einer Generation gehören, deren Stars nun mal alt geworden sind.
Natürlich komme ich in meinem Programm an diesem Thema nicht dran vorbei, aber es wird niemand an dem Abend mit einem Kloß im Hals aus der Stadthalle gehen. Es gab schließlich auch genug schöne Ereignisse im vergangenen Jahr, an die man sich erinnern sollte.


Wer ist ihr Promi des Jahres 2016?


Es geht in diesem Programm gar nicht so sehr um Prominente, die sind für mich nur der Aufhänger. Es geht vor allem um Ereignisse. Wie ich das meine? Ich blicke aus der Perspektive von Reiner Callmund auf die Fußball-EM. Der Calli erzählt dann eben, was er und seine Frau so in Paris erlebt haben. Oder Marcel Reich Ranicki steigt aus dem Himmel herab und erklärt, warum Bob Dylan den Nobelpreis nicht verdient hat. Somit war es aus Reich-Ranickis Sicht auch gut, dass Dylan den Preis nicht abgeholt hat.



Jörg Knör sieht sich in der Mitte
seiner  Generation. Foto: Rafting
Wie sieht diese Generation aus?


Ich bin so ungefähr die Mitte davon, aber es gibt auch einige wesentlich jüngere Menschen im Publikum. Humor und gute Unterhaltung ist keine Frage des Alters sondern der Lebenseinstellung. Auf Facebook und bei Youtube habe ich eine ganze Reihe von jüngeren Fans, auch diese Zielgruppe erreiche ich. Humorlose gibt es in jeder Altersklasse.

Wie sieht eine humorvolle Lebenseinstellung aus?


Man braucht vor allem Selbstbewußtsein, um lachen zu können, und Spaß am Leben. Humor kommt nicht aus der Retorte, aber er ist auch immer ein wenig Therapie und Lebenshilfe. Ich habe festgestellt, dass es vor allem regionale Unterschiede gibt. Es tut fast leid es sagen zu müssen, aber im Osten wird nicht soviel gelacht. Vielleicht liegt auch das am Selbstbewusstsein.



Aber sterben Ihnen nicht langsam die Prominenten weg?


Wo denken Sie hin? Ich habe etwa 70 Prominente im Repertoire, also muss ich mich bei der Programmerstellung eher beschränken.


Was macht eigentlich Inge Meysel?


Der geht es gut und sie wird immer noch vom Publikum gefordert, neulich in Bremen sogar ganz massiv. Aber in diesem Programm kommt sie nicht vor, da kann man fordern was man will. Es ist ja ein Jahresrückblick 2016.


Was gibt es in diesem Jahresrückblick?


Ein bisschen Sport , jede Menge Musik und die Kanzlerin tritt auch auf. Aber nur ein wenig Sport, den überlasse ich den anderen.
Angela Merkel erklärt, wie sie in einer Sektlaune zu diesem Satz “Wir schaffen das” gekommen ist und das ganze singt sie dann. Außerdem singen Udo Jürgens, Michael Jackson, Prince David Bowie und Roger Cicero den Song “Im Himmel ist der Teufel los” und Xavier Naidoo und Helge Schneider tauschen ihre Songs..

Wie lange haben Sie an diesem Programm gearbeitet?


“Das wars mit Stars” ist ja ein reines Saisonprogramm und damit kann ich nicht schon im März anfangen. Begonnen habe ich im Oktober. Damals war ich zwei Wochen lang auf Sylt und habe ganz genau überlegt, welcher Prominenter Pate stehen könnte für welches Ereignis.
Genauso wichtig war auch die Musik. In diesem Programm gibt es jede Menge Musik. Zum einstieg, gibt es ein Lied, dass sich als thema durch die ganze Schau zieht. Dazu kommen viele Einspieler und Videos. Eigentlich ist das Programm nicht mehr und nicht weniger wie eine bunte Überraschungstüte.


Was war für Sie persönlich das schönste Erlebnis im vergangenen Jahr?


Die Münze des Schicksals ist auf die richtige Seite gefallen. Nach einer Vorsorgeuntersuchung gab es den Verdacht auf eine Tumorerkrankung. Zum Glück gab es bei der nachuntersuchung Entwarnung und so lautet die Therapie nun “Bühne statt OP”.


Nächstes Jahr feiern Sie 40-jähriges Bühnenjubiläum. Haben Sie etwas besonderes in Planung?


Wirklich schon so lange? Ich weiß gar nicht so genau, wann ich das erste Mal auf der Bühne stand. Da könnte man mehrere Daten nehmen, zum Beispiel meinen Auftritt bei Rudi Carrell 1975. Danach wäre das Jubiläum schon vor zwei Jahren gewesen. Wenn man mich fragt, dann sage ich immer, ich stünde seit 37 Jahren auf der Bühne. Das hört sich nach viel Erfahrung aber noch nicht uralt an.
Aber sei es wie es ist. Ein Jubiläumsprogramm habe ich nicht in Vorbereitung. Aber ich werde mir im Herbst einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Mit “Filou” habe ich einen Abend mit vielen französischen Liedern in Vorbereitung, das wollte ich schon seit Jahren machen. Geholfen hat mir Lutz Krajenski, der viele Arrangements für Roger Cicero geschrieben hat.
Außerdem steht in drei Jahren ein anderes Jubiläum an. Aber ob ich etwas Besonderes zu meinem 60. Geburtstag mache, dass weiß ich noch nicht.



"Ich bin noch ganz alte Schule" - Das Knör-Interview 2015
Auf Zeitreise mit einem Parodisten - Knör 2015 in Osterode








Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Welke: Es wird ein falsches Spiel mit dem Welterbe betrieben

Der Montanhistoriker übt scharfe Kritik am Umgang mit dem Weltkulturerbe Dr. Peter Welke ist der Dorn im Fleisch selbstzufriedenen Welterbeverwalter. So bescheinigte der  Bergbau-Experte der Uni Bonn 2009 den Harzern, den Harzwasserwerken und den Niedersächsischen Landesforsten einen schlechten Umgang mit dem Kulturerbe (siehe unten). Er war der erste, der die Chancenlosigkeit eines Pumpspeicherkraftwerks im Oberharz erkannte und Recht behielt. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren durch die schlecht gesicherten Altlasten des Bergbaus. Im September traf sich Dr. Peter Welke mit Gerhard Lenz, Direktor der Stiftung Weltkulturerbe Harz, und mit Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalschutz, zum Streitgespräch bei NDR 1 Radio Niedersachen zum Streigespräch. Das Thema: der Umgang mit dem Oberharzer Wasserregal. Im Vorfeld traf ich ihn zu Interview. Herr Doktor Welke, wie pfleglich geht der Harzer mit seinem Weltkulturerbe um? Das fragen Sie...

Der Iran ist besser als sein Image

Dieter Nuhr über das Reisen und die Distanz zur Heimat Reisen ist für den Kabarettisten Dieter Nuhr die Grundlage für ständiges Lernen, Verändern und Zurechtrücken und Reisen ist für den bildenden Künstler Dieter Nuhr das Thema für den größten Teil seiner Werke. Ich sprach mit ihm darüber und das Verhältnis von Wort und Bild.  Herr Nuhr, wie weit muss man reisen, um genug Distanz zur Heimat zu haben? Manchmal genügen ein paar Kilometer. Ich war heute in einem pakistanischen Restaurant, in dem man schon bald vergaß, nicht in Karachi zu sein. Aber der Weg nach Hause war dann doch recht kurz. Vor ein paar Wochen war ich noch im Ladakh. Da hat man das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein. Dann ist das nach Hausekommen ein viel spektakulärerer Prozess. Je mehr Distanz man nach Hause hatte, umso überraschter ist der Blick auf die Heimat, wenn man wieder zurückkehrt. Wo wollen Sie unbedingt noch einmal hin? Ich kehre immer wieder gerne nach Indien zurück, aber auch in den Iran möcht...

Erfinden heißt erinnen

Ein Interview mit Autorin Anne Gesthuysen Sie war von 2002 bis 2014 das Gesicht des ARD-Morgenmagazins. Ihr erstes Buch "Wir sind doch Schwestern" war 2012 ein echter Überraschungserfolg und führte zeitweilig die Bestsellerlisten an. Mit dem aktuellen Buch "Wir sind doch schließlich wer" ist Anne Gesthuysen nun auf Lesereise und im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes am 2. November zu Gast im Kurhaus Bad Lauterberg. Frau Gesthuysen, wie weit werden Sie in der Öffentlichkeit immer noch als die Moderatorin des Morgenmagazins wahrgenommen? Nach 9 Jahren wird es langsam weniger. Aber es passiert immer noch, dass Menschen aus heiterem Himmel fragen: „Warum machen Sie eigentlich nicht mehr das Morgenmagazin?“ Die Antwort lautet nach wie vor: Ich habe das Morgenmagazin wirklich geliebt. Aber jede Nacht um 1 Uhr aufstehen, das habe ich irgendwann gehasst. Wie macht sich dies während ihrer Lesungen bemerkbar? Ehrlich gesagt freut es mich, dass wohl niemand ...