Samstag, 6. März 2021

Man ist nie zu alt für die Maus

Helden und Geschichten: Interview mit Christoph Biemann

Bei der Sendung ist er der Mann im grünen Pullover und seit 1972 ist er mit dabei bei der "Sendung mit der Maus". Erst hinter der Kamera und seit 1983 auch vor der Kamera. Ich sprach mit Christoph biemann über die maus, das lesen und das Lernen.

Herr Biemann, wie dringend ist es, die Maus zu schauen?

Es ist sehr dringend und es wird immer dringender. Die Welt wird immer komplexer und da entwickeln auch Kinder das Bedürfnis. einzelne Aspekte unter die Lupe. Kinder wollen immer verstehen und da ist die Verknüpfung zwischen dem Lüften eines Geheimnisses und Spaß dabei haben ein gutes Mittel. Das ist allerbeste Unterhaltung.

Was ist das Prinzip Maus?

Das Prinzip besteht darin, mit dem Erzählen einer Geschichte Wissen zu vermitteln. Es gibt einen Helden und ein Problem und später die Lösung.

Welches ist ihr Lieblingsfilm?

Das ist immer derjenige,  an dem ich gerade arbeite. Aber ich liebe es auch, Filme nach zwei oder drei Jahren in der Wiederholung zu sehen. Schließlich hängt immer sehr viele Herzblut daran und wir scheuen keinen Aufwand. Wir bauen nicht nur Modelle für unsere Filme und drehen Szenen auch schon mal nach, wenn sie uns nicht gefallen. 

Selbst die Musik wird für jeden Maus-Film extra komponiert. Lernen hat auch etwas mit Emotionen zu tun und Musik vermittelt Emotionen. Damit die Musik haargenau auf die Sekunde passt, wird sie für jeden Maus-Film geschrieben.

Was ist ihr schönstes Erlebnis mit der Maus?

Das klingt ein wenig wie die Frage nach dem schönsten Schulausflug. Da findet man selten eine Antwort drauf. Es ist immer wieder schön, den Sachen aus dem Alltag auf den Grund zu gehen und damit in neue Welten einzutauchen.

Christoph Biemann ist immer noch in Grün. 
Foto: WDR/Annika Fußwinkel
Wir arbeiten zum Beispiel gerade an der Frage “Woher weiß die Zapfpistolen wann der Tank voll ist?”. Das ist ein sehr schönes Thema und es hat mit viel Physik zu tun.

Schön ist auch, dass die Fragen, aus denen Sachgeschichten entstehen, häufig von Kindern kommen, aber auch den Eltern. Neulich hatten wir die Frage, warum Sterne immer mit Zacken gezeichnet werden obwohl sie doch rund sind. An den Einsendungen unserer Zuschauerinnen und Zuschauer stellen wir nicht nur fest, welche Themen interessant sind. An dieser Mitarbeit merken wir auch, wie wichtig die Sendung mit der Maus für die Menschen ist.

Was hat sich in den 50 Jahren geändert?

Ich habe meine ersten Mausfilm 1972 gemacht und es hat sich einiges geändert und wir müssen mit der Zeit gehen. Das ist auch ganz natürlich, denn die Sehgewohnheiten haben sich seit den Anfangsjahren geändert. Mit einem Film von 1972 würde ich heute kein Kind mehr begeistern können.

Aber es gab bei der Maus nie eine Revolution, alle Änderungen sind Stück für Stück gekommen und haben sich entwickelt.

Funktioniert die Rollenverteilung zwischen Armin, Christoph und Ralph immer noch?

Ja, das tut sie. Schließlich hat jeder von uns so seine eigene Sparte und seine Herangehensweise. Armin ist zum Beispiel der Wissende, ich bin der Unwissende auf der Suche nach der Lösung und Ralph ist der Besserwisser mit seinem besonderen komödiantischen Talent.

Wann ist man zu alt für die Maus?

Nie! Wir wissen, dass viele Kinder zusammen mit den Eltern schauen, aber auch mit den Großeltern. Die spielen dabei überhaupt eine große Rolle. Von daher ist man nie zu alt für die Maus. Auch nicht als Darsteller

Herr Biemann, Sie haben in den letzten Jahren eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Sind sie mittlerweile mehr Autor als Fernsehmann?

Ich war schon immer Autor oder vielmehr beides. Schließlich muss man viel schreiben bevor man drehen kann, ein Drehbuch zu Beispiel. Ich muss schon immer eine Menge schriftliche Arbeit erledigen bevor ich vor die Kamera treten kann

Warum ist Lesen so wichtig?

Beim Lesen entstehen nicht nur Bilder im Kopf und es wird eine Reise durch die Phantasie. Wenn man ein Buch wieder in die Hand nimmt, dann nimmt auch einen Faden wieder auf. Es ist mein Ehrgeiz, Wissen in einer ansprechenden Form weiterzugeben und dass meine Leserinnen und Leser hinterher klüger sind als vorher.

Deswegen halte ich es für wichtig, dass Kinder viel lesen und sich nur dosiert vor einen Bildschirm setzen. Dabei meine ich mit Bildschirm nicht nur den Fernseher.

Warnt der Fernsehmann Biemann vor dem Fernsehen?

Nein, es muss da andere Lösungen geben. Ich denke, dass es auf die Kombination ankommt. Lesen fördert die Kompetenzen und Fähigkeiten der Kinder. Fernsehen und andere Medien mit  Bildschirm vermitteln Wissen. Dabei kommt den Eltern eine Vorbildfunktion zu. Diese sollten auch mal selbst ein Buch in die Hand nehmen, nicht nur mit den Kindern lesen und auf ihr Medienverhalten in der Gegenwart der Kinder achten.

Letzte Frage: Wie stellen Sie den Nachschub an grünen Pullovern sicher?

Ich muss zugeben, dass es eine Zeit lang schwierig war. Aber nun gibt es ja diese Shops, bei denen man alle möglichen Sachen bedrucken lassen kann und die haben auch immer grüne Pullover im Sortiment.

Vielen Dank für das Gespräch

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