Mittwoch, 22. Oktober 2014

Immer neu erfinden und trotzdem treu bleiben

Jochen Kowalski über die Oper "George" und über neue Projekte

Das Schöne an meinem Beruf ist die Tatsache, dass man viele interessante Menschen kennenlernt, viele nette Menschen und viele bekannte oder gar berühmte Menschen. Und manchmal sind die Menschen, die ich kennenlerne, alles zusammen und dabei noch umgänglich und bescheiden. Pepe Romero gehört dazu und auch Jochen Kowalski. Deswegen war ich sehr erfreut, dass ich nach dem Konzert in Walkenried die Zusage für ein Interview bekam. Bis es dann soweit war, da ging dann doch noch ein wenig Zeit ins Land. Aber was soll's? Letztendlich hat es geklappt, wir haben uns angenehm unterhalten und ich habe eine sehr gute Oper erleben dürfen und wurde Zeuge eines einmaligen Musikprojekts.

Herr Kowalski, kurz und knapp gefragt: Wie hat Ihnen der George gefallen?

Ich habe nichts zu meckern, überhaupt nichts zu meckern und dabei meckern wir Berliner doch so gern. Also der George, der hat mir sehr gut gefallen, wirklich sehr gut. Das gilt für alle Vorstellungen. Georgee ist eine moderne Oper, die auch das Publikum anspricht. Normalerweise laufen die Leute bei modernen Stücken häufig aus der Vorstellung raus, dieses Mal nicht, das ist schon allerhand und freut mich sehr.
Ganz im Gegenteil, zum Teil war es eine Stimmung wie im Pop-Konzert. Das Publikum hat gejubelt.

King George, George, the Composer (rechts) und
einige Lakaien. Alle Fotos: TfN
Sind solche Produktionen die Zukunft des Musiktheaters?

Ich glaube schon, dass dies ein Weg ist. Bei George hatten wir fast nur junge Talente, die auch erstaunliche Leistungen gebracht haben. Also bei dem Rap, das muss ich sagen: Alle Achtung.
Zu uns kommt sonst eher die Generation 65plus, aber solche Talente und solche Produktionen, die ziehen auch ein Publikum an, die locken die Generation 15 +. Das ist das, was wir brauchen und das ist auch ein Teil unseres Kulturauftrags. Dazu müssen wir den Leuten die Schwellenangst vor dem Musiktheater nehmen und wir dürfen solche Talente nicht verstecken.

Was machte den musikalischen Reiz der Produktion aus?

Es ist eine tolle Mischung. Da ist von allem etwas drin, Händel, Offenbach, Tango und Chanson. Doch, das hat mir schon sehr zugesagt. Aber es ist auch eine Mischung, die rund ist und die auch ihre Höhepunkte bietet und bei der es einiges zu entdecken gibt.

Wie beurteilen Sie das Libretto?

Ach, King  George, der war mir wie auf den Leib geschrieben, darin habe ich mich sauwohl gefühlt. Die Rolle war nicht so ernst, die hatte eine gewisse Leichtigkeit und im schlechten Englisch wollte ich immer schon mal singen. Also, die Zeilen „I am the king, and you are the rest. My English wird wird schon besser. Today we listen to his new opera“, einfach köstlich. So etwas wollte ich schon immer mal singen und nicht das die Leute noch glauben, ich könnte kein Englisch.
Ich habe mich auf diese Rolle sehr gut vorbereitet, viele Geo-Hefte gelesen und moderne Medien genutzt, viele Halbwahrheiten und Spinnereien kennengelernt. Ich habe zum Beispiel studiert, wie King George sich hat malen lassen. Er war schon etwas spleenig, aber er hat auch meine Bewunderung. Er kam aus der Provinz in die Welthauptstadt, er sprach halb deutsch,halb englisch, wurde vom englischen Adel geschnitten und konnte sich in der fremden Welt doch durchsetzten. Deswegen hat er meine Hochachtung und ist für mich der niedersächsische Held überhaupt.

Wie sind Sie zur der Rolle gekommen?

Wie die Jungfrau zum Kinde. Ich bekam einen Anruf von meiner Agentin, die mir das Projekt in wenigen Worten stellte. Dann haben wir uns mit der Komponistin, der Produzentin und dem Regisseur in Berlin getroffen. Die haben zu dritt auf mich eingeredet und nach kurzer Bedenkzeit habe ich gesagt: „Ja können wir machen“. Sie müssen bedenken, ich habe noch nie in Niedersachsen gearbeitet, da fährt man als Berliner höchstens Mal durch.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Team?

Axel Ranisch ist ein toller Regisseur. Ich kannte ihn bisher nur vom Film, ich kannte nur seine Krimis. Er arbeitet ganz anders als die meisten Regisseure mit denen ich zu tun habe. Er hat mir viel Raum für Improvisationen gelassen und das liebe ich ja. Das beflügelt die Fantasie und motiviert auch die Kollegen. Also kurz und knapp: Ich habe die besten Erfahrungen mit ihm gemacht und ich hoffe, wir beide haben bald mal wieder ein gemeinsames Programm.

Wir waren ihre ersten Erfahrungen in Niedersachsen?

Zum Schluss haben sich Composer und King
wieder vertragen und tanzen Tango.
Ich muss schon sagen, die Niedersachsen sprechen das schönste Deutsch und das mag ich sehr. Ich habe in Hannover in einem Café gesessen, ein paar Damen belauscht und das gleich ins Libretto eingebaut. Das ist die Stelle mit „I have gespiiitzzzt my ears“,das passte wunderbar. Die Zuhörer haben das schon verstanden und ich mag an den Niedersachsen die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen.

Sind Sie traurig darüber, dass das Projekt „George“ so schnell zu Ende ist?

Es war rundweg ein Erfolg, aber ich halte nichts davon, solche Sachen künstlich zu verlängern.Man sollte nicht immer den alten Kram machen. Ich habe noch viele andere Sachen vor, aber das meiste ist noch semi-konkret. Ich werde wohl ein neues Programm mit dem Vogler-Quartett machen, einen Liederzyklus von Max Kowalski. Nein, der ist nicht mit mir verwandt. Max Kowalski war ein Zeitgenosse von Arnold Schönberg, er hataber die musikalischen Fragen der Zeit ganz anders beantwortet. Dann habe ich noch etwas mit der Staatskapelle vor und mit demSalon-Orchester. Aber mehr verrate ich nicht, denn das Publikum soll sich darauf freuen.

Können wir uns noch auf viele neue Dinge freuen?

Ich sage immer, man soll was machen, was zum Alter passt. Man soll sich immer neu erfinden, aber man muss sich immer treu bleiben. Ich hätte nie gedacht, was ich mal so etwas wie Georgee machen und nun hat es jede Menge Freude bereitet und den Zuhörern auch.

Herr Kowalski, ich danke Ihnen für das Gespräch.



Der Harzer Kritiker zur Oper "George"





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