Direkt zum Hauptbereich

Peter "Eingehängt" Meyer: Hauptsache, ein Lied gefällt

Ein Interview mit einem Ur-Puhdy über deutsche Probleme, das Aufhören und musikalische Schubladen


Meine ersten Erfahrungen mit den Puhdys müssen so in etwa auf das Jahr 1980 datieren. Mein Freund Axel "Bonzo" Thebes hatte damals eine umfangreiche Sammlung an Platten aus der DDR. Keine Ahnung, wei er dazu gekommen ist. Interessanterweise gab es auch unter uns Wessis die gleichen Grabenkämpfe wie im Osten. Puhdys, City oder Karat, das war für manchen eine Glaubensfrage und die Hartgesottenen,die schworen auf Silly.
Mir war das egal, für mich waren die Puhdys erst einmal Lieder, die man mit ein paar Umdrehungen im Blut gut mitbrüllen konnte und das herausragende Kennzeichen war dieser Klangteppich. Aber schon kurze Zeit danach verlor ich die Puhdys komplett aus den Augen, schließlich gab es im Westen der 80er Jahre auf einmal aufregenden, neue Musik, dagegen klangen die Ost-Importe doch wie der musikalische Trabi.
Nichtsdestotrotz war ich froh, als man mir ein Interview mit Peter Meyer, dem Macher desPuhdys-Klangteppich anbot. Das war immer die Chance der eigenen Vergangenheitsbewältigung. Zwsei Tage später hatte ich die Kontaktdaten, habe aber das Gespräch immer weiter nach hinten geschoben, auf den vorletzten Termin. Und da schau her, nun wurde es auf einmal kompliziert und hektisch. Aber jedenfalls haben wir dann doch zueinander gefunden und sprachen über Rücktritte, Musikschubladen und Mißverständnisse


Peter "Eingehängt" Meyer ist der
Yedi-Meister der deutschen
Rockmusik. Fotos: F. Broede

Herr Meyer, am 19. November feiern die Puhdys 44. Geburtstag. Machen sie in Osterode eine Flasche Rotkäppchen auf?


Eigentlich wollten wir in Freiberg feiern, das ist ja Puhdys-Geburtsstadt. Aber in Osterode feiern, das ist doch umso besser. Rotkäppchen muss nicht sein, wir werden mal sehen, was es so gibt an dem Abend, vielleicht Schierker Feuerstein.


Vor einem Jahr haben Sie das Ende der Puhdys angekündigt. Bleibt es dabei?


Ganz im Gegenteil. Wir haben im November 2012 das Album “Es war schön” veröffentlicht. die Medien haben damals geglaubt und berichtet, dass sei unser Abschied. Dabei war die CD nur ein musikalischer Rückblick, nicht mehr und nicht weniger.
Das Missverständnis möchte ich jetzt richtig stellen. Wir hören nicht auf, es wird sogar immer noch besser.


Klipp und klar gefragt: Sie machen weiter?


Sicher doch, wir haben uns noch einiges vorgenommen. Wir haben noch einige Ziele und alles wird besser. Es ist wie mit den Jahreszeiten, nach dem Winter kommt der Frühling.


Gab es überhaupt mal ernste Überlegungen, die Puhdys zu beenden?


Ja, und zwar Ende 1989. Angesichts der Veränderungen damals hatten wir gedacht “Gut, das war’s”. Aber nach einer kurzen Pause, haben wir festgestellt, dass es einiges zu bewahren gilt  und vor allem, das viel Neues kommen.


Was gehört zu dem Neuen?


Wir haben zum Beispiel am 1. November eine neue CD veröffentlicht, “Heilige Nächte”, nach “Dezembertage” und “Dezembernächte” ist dies unser drittes Album, dass sich mit Winter, mit Weihnachten und mit Gedanken zum Jahresende befasst. Ab Dezember sind wir damit dann auf Tour. In Osterode spielen wir noch unser “Akustik”-Programm.


Sind die Puhdys eine DDR-Band oder eine ostdeutsche Band oder eine gesamtdeutsche Band? Können Sie Fragen dieser Art überhaupt noch ertragen?


Also, es ganz andere Fragen, die ich schon viel öfter beantwortet musste. “Wie kam der Name der Band zustande?”, zum Beispiel.
Aber es lässt sich nicht leugnen. Wir kommen aus Ost-Berlin und dort haben wir auch unsere Wurzeln. Mit unserer heimat verbinden wir positive Gefühle. Dahin kehren wir auch gern zurück, so wie jeder wieder gern nach Hause zurückkommt, wenn er lange unterwegs. Aber auf der anderen Seite lässt sich nicht leugnen, dass wir längst eine gesamtdeutsche Band sind.


Das sind  mehr als 200 Jahre Bühnenerfahrung
 zusammengekommen. Foto: Broede
Maschine, Quaster, Eingehängt, Spitzennamen spielen bei den Puhdys ein große Rolle. Wie kommt das?


Ich bin der Namensgeber und davor ist niemand sicher. Dieter Birr war früher eine Fressmaschine, das hat sich gewandelt. Heute ist er eine Musikmaschine. Auch die Fans sind vor meinem Erfindungsreichtum nicht sicher. Während der Auftritte sage ich schon mal “Guck, da steht ‘ne Birne und da steht ein Pfannkuchen”. Das ist aber nicht bös gemeint.


Wie sind Sie zu Ihrem Spitznamen “Eingehängt” gekommen?


Ich bin nun bald 100 Jahre alt und seit gefühlten 90 Jahren melde ich mich am Telefon mit “Eingehängt”, das ist halt so. Das verwirrt viele und schon manches Telefonat war deswegen gleich wieder beendet. Aber wie es genau dazu gekommen ist, das können Sie in unserem Buch “Abenteuer Puhdys” nachlesen. So um Seite 85 herum wird das mit dem Spitznamen erklärt.


Im Internet finden sich zu Puhdys die Begriffe Rock, Hardrock, Progressive Rock, Art Rock und noch einige mehr. Welche Art von Musik machen Sie denn nun?


Sagen wir doch einfach, die Puhdys machen Musik und das ist ohne Frage Rockmusik. Am Anfang unser Laufbahn haben wir uns an Deep Purple, Uriah Heep und Led Zeppelin. Aber mit dem Soundtrack zu “Die Legende von Paul und Paula” hat sich das geändert. Damals haben wir unseren Stil gefunden und das ist nicht unbedingt Hardrock. Ich kenne auch einige, diesagen, dass “Alt wie ein Baum” doch Schlagermusik wäre. Aber musikalsiche Schubladen, das ist nur etwas für Hartgesottene. Ich halte es da wie die meisten Menschen: Ein Lied muss einfach gefallen.

Herr Eingehängt, ich Ihnen für das Gespräch. 

Die Puhdys bei Wikipedia

Die Website der Band

Übrigens, mein Lieblingssongs war nicht "Alt wie ein Baum", sondern immer "Wenn ein Mensch lebt", so damit ihr's wisst.

Das Gespräch fand im November 2013 statt.

Das zweite Interview mit Eingehängt  aus dem November 2014

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Welke: Es wird ein falsches Spiel mit dem Welterbe betrieben

Der Montanhistoriker übt scharfe Kritik am Umgang mit dem Weltkulturerbe Dr. Peter Welke ist der Dorn im Fleisch selbstzufriedenen Welterbeverwalter. So bescheinigte der  Bergbau-Experte der Uni Bonn 2009 den Harzern, den Harzwasserwerken und den Niedersächsischen Landesforsten einen schlechten Umgang mit dem Kulturerbe (siehe unten). Er war der erste, der die Chancenlosigkeit eines Pumpspeicherkraftwerks im Oberharz erkannte und Recht behielt. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren durch die schlecht gesicherten Altlasten des Bergbaus. Im September traf sich Dr. Peter Welke mit Gerhard Lenz, Direktor der Stiftung Weltkulturerbe Harz, und mit Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalschutz, zum Streitgespräch bei NDR 1 Radio Niedersachen zum Streigespräch. Das Thema: der Umgang mit dem Oberharzer Wasserregal. Im Vorfeld traf ich ihn zu Interview. Herr Doktor Welke, wie pfleglich geht der Harzer mit seinem Weltkulturerbe um? Das fragen Sie...

Der Iran ist besser als sein Image

Dieter Nuhr über das Reisen und die Distanz zur Heimat Reisen ist für den Kabarettisten Dieter Nuhr die Grundlage für ständiges Lernen, Verändern und Zurechtrücken und Reisen ist für den bildenden Künstler Dieter Nuhr das Thema für den größten Teil seiner Werke. Ich sprach mit ihm darüber und das Verhältnis von Wort und Bild.  Herr Nuhr, wie weit muss man reisen, um genug Distanz zur Heimat zu haben? Manchmal genügen ein paar Kilometer. Ich war heute in einem pakistanischen Restaurant, in dem man schon bald vergaß, nicht in Karachi zu sein. Aber der Weg nach Hause war dann doch recht kurz. Vor ein paar Wochen war ich noch im Ladakh. Da hat man das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein. Dann ist das nach Hausekommen ein viel spektakulärerer Prozess. Je mehr Distanz man nach Hause hatte, umso überraschter ist der Blick auf die Heimat, wenn man wieder zurückkehrt. Wo wollen Sie unbedingt noch einmal hin? Ich kehre immer wieder gerne nach Indien zurück, aber auch in den Iran möcht...

Erfinden heißt erinnen

Ein Interview mit Autorin Anne Gesthuysen Sie war von 2002 bis 2014 das Gesicht des ARD-Morgenmagazins. Ihr erstes Buch "Wir sind doch Schwestern" war 2012 ein echter Überraschungserfolg und führte zeitweilig die Bestsellerlisten an. Mit dem aktuellen Buch "Wir sind doch schließlich wer" ist Anne Gesthuysen nun auf Lesereise und im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes am 2. November zu Gast im Kurhaus Bad Lauterberg. Frau Gesthuysen, wie weit werden Sie in der Öffentlichkeit immer noch als die Moderatorin des Morgenmagazins wahrgenommen? Nach 9 Jahren wird es langsam weniger. Aber es passiert immer noch, dass Menschen aus heiterem Himmel fragen: „Warum machen Sie eigentlich nicht mehr das Morgenmagazin?“ Die Antwort lautet nach wie vor: Ich habe das Morgenmagazin wirklich geliebt. Aber jede Nacht um 1 Uhr aufstehen, das habe ich irgendwann gehasst. Wie macht sich dies während ihrer Lesungen bemerkbar? Ehrlich gesagt freut es mich, dass wohl niemand ...