Sonntag, 17. November 2013

Stelter: Es gibt eine Grenze

Bernd Stelter im Interview zu Programmen, Privatleben und Peinlichkeiten

Ich bin wohl auf dem besten Wege der Gesprächpartner für die Komiker dieser Welt zu werden. Nach Profitlich, Schmitz, König, Hoffmann, Schmitt und zweimal Wischmeyer war nun also Bernd Stelter ander Reihe. Einen Termin zu finden, das wargar nicht so leicht. Ständig ging es zwischen mir, dem Veranstalter, der Agentur und dem Künstler hin und her.
Wir hatten uns auf den letztmöglichen Termin geeinigt und eigentlich hatte ich für diesen Vormittag noch etwas anderes auf der Liste. Aber, na gut, bei solch einem Angebot. Also sass cih an diesem Donnerstagvormittag erwartungsfroh an meinem Arbeitsplatz und wartete auf den Anruf von der Kölner Vorwahl. Der Anruf kam aber nicht zur verabredeten Zeit und nicht in der Viertelstunde danach und auch nicht in der halben Stunde danach. Also rief ich beim Veranstalter an, der konnte sich nichts erklären und wollte mal nachfragen und zur Not gäbe es ja noch die Möglichkeit, das und das und überhaupt.  Lange Rede, kurzer Sinn, es gab kein Gespräch, kein Interview und keinen bestätigten Ersatztermin.
Am nächsten Tag saß ich an meinem Arbeitsplatz, dasTelefon klingelte umf vor zehn und im Displa stand "Unbekannte Nummer". Es meldete sich ein bekannte Stimme und sagte "Hier Bernd Stelter, wie sieht es mit unserem Interview aus? Und ich muss mich noch für gestern entschuldigen." Ich war baff. Damit hatte ich nicht gerechnet . Nach einigen Erklärungen kamen sind wir dann zwanglos ins Interview eingestiegen (siehe unten). Das mich jemand aus eigenen Antrieb anruft und sich für einen geplatzen Termin entschuldigt, habe ich selten erlebt. Respekt, Herr Stelter.


Herr Stelter, warum ist ein bekennender Karnevalist jetzt auf Tournee?


Karneval feiern, das hält sich noch in Grenzen. Natürlich stand ich am 11.11. mit Zehntausenden auf dem Heumarkt in Köln. Aber im November sind es nur ein, zwei Tag, richtig los geht es erst im Januar. Dann unterbreche ich auch meine Tournee.


Aber gibt es im Programm trotzdem Karnevalslieder?

Bernd Stelter hat immer noch den Charme
des Jungens von nebenan. Foto: Agentur 
Nein, ich bin ja nicht auf einer Mission. Ich gehöre auch nicht, zu den Leuten, die am Aschermittwoch weinen. Für mich ist der Karneval dann vorbei und ich frühe drauf, dass es im November wieder los geht.
Schauen Sie mal, ich schreibe Bücher, ich bin auf Tournee, ich mache Fernsehen und noch einige andere Dinge, aber alles zu seiner Zeit und alles nacheinander.


Wie viel in ihrem aktuellen Programm stammt  aus ihrer Feder?


Bestimmt Zweidrittel. Einige der Lieder kommen zwar von Freunden, aber der weitaus größte Teil ist von mir. Es geht auch nicht anders, wenn man authentisch sein.


Wie verändert sich ihr Programm im Laufe einer Tournee?


Es verändert sich permanent, gerade “Mundwinkel hoch”. Da wird jeder Versprecher und seine Folgen überprüft, ob er aufgenommen werden kann. Bestimmte Punkte fallen aus Gründen der Aktualität heraus, andere werden aufgenommen. Ich habe mir erst neulich Aufzeichnungen der ersten Mundwinkel-Abende angeschaut. Das ist kaum noch wiederzuerkennen, so stark hat sich das Programm verändert.


Wie viel Situationskomik steckt in ihrem Programm?


Na, die gehört einfach dazu, wenn man auf der Bühne steht, das ist das berühmte Salz in der Suppe, und natürlich das Gespräch mit dem Publikum, das macht so einen Abend erst lebendig.


Sie sind auch bekennender Familienmensch. Wie bringen sie das mit langen Tourneen in Einklang?

Ich kann den Tourstress zu Hause abbauen. Es gibt ja Kollegenwie Reinhard Mey, der setzt sich in den Bus und ist 70 Tage am Stück unterwegs, ich könnte das nicht. Ich bin immer nur 4 bis 5 Tage auf Tour, dann komme ich wieder nach Hause. Meine Frau kocht was, wir setzen uns alle an den Tisch und dann haben wir uns was zu erzählen. Ehen funktionieren auf unterschiedliche Weise. Meine Frau und ich, wir gehören nicht zu den Leuten, die jeden Tag und dann auch den ganzen Tag aufeinander hocken müssen.


Bernd Stelter macht vieles, aber
kein Schiffsbau. Foto:Agentur
Viele Leute, die auf der Bühne stehen haben einen Typ von Zuschauer, den er nicht leiden kann, zum Beispiel den Zuspätkommer, den Bierglas-Umwerfer. Mit welchem Typ haben Sie Schwierigkeiten?


Also, nicht mit dem Zuspätkommer oder mit dem Bierglas-Umwerfer, da hat man ja Ansatzpunkte für ein Gespräch. Ich habe meine Probleme mit dem heimlichen Ko-Referenten. Der sitzt meist in der 4. Reihe links und hat nach 3 Minuten schon 5 lautstarke Kommentare abgegeben. Das macht er den ganzen Abend und will damit doch nur beweisen, dass er der bessere Komiker ist.


Wie lautet ihre Berufsbezeichnung? Sind Kabarettist oder Comedian oder etwas anderes?


Kabarettist bin ich nicht, dafür bin ich nicht politisch genug. Aber ich bin auch kein Comedian. Zwei Stunden ein Schote nach der anderen reißen, es gibt Kollegen wie Atze Schröder, die können das. Ich kann das nicht. Ich finde das ermüdend, auch für’s Publikum.
Comedian kommt aus der angelsächischen Tradition, da steht jemand auf, nimmt sich das Mikrofon, reißt einen Witz nach dem anderen und nach 20 Minuten heißt es: Abgang. Für mich funktioniert das im Karneval, aber nicht außerhalb. Deswegen gibt es in meinem Programm auch stille Momente und auch bitterböse Teile.


Welche Frage können Sie nach mehr als 20 Jahren gar nicht mehr hören?

Ach, da gibt es einige. Aber was mich wirklich nervt ist die Frage ‘Wie wird vom Karnevalist zum Komiker? Wie bringt man das unter einen Hut?’. Ich bin der Meinung, dass passt ganz gut zusammen und ist durchaus vergleichbar. Wie ich schon sagte, ich mag beides sehr und ich mache beides. In diesem Sinne bin ich vielleicht ein Karnevalist, der darüber hinaus gehen wollte.


Welche Frage würden sie nicht beantworten?


Ich habe eigentlich schon fast alle Fragen beantwortet und es gibt wenige Fragen, die ich nicht beantworten würde, bis in das Privatleben hinein. Aber es gibt eine Grenze. Ich bin mal gefragt worden, was auf meinem Nachttisch liegt. Das geht doch keinen was an.
Grundsätzlich gehöre ich nicht zu den Leuten, die ihr Privatleben ständig nach außen tragen, die alles bei Twitter posten müssen. Wenn es etwas über unsere Familie zu besprechen gibt, dann machen meine Frau und ich das. Schauen Sie mal, Leute wie Oliver Pocher oder Boris Becker, die nehmen der NSA doch die Arbeit ab, die machen die NSA doch arbeitslos.
Überhaupt, die Geschichte mit Boris Becker, die finde ich nicht nur traurig, die finde ich schrecklich. Für mich war er ein Held und nun das. Ich habe nur eine Ahnung, warum er solche Geschichten macht.


Nur noch ein Frage: Können sie aus dem Stegreif drei Gründe nennen, warum wir die Mundwinkel hoch ziehen sollten.

Klar doch. Es geht es wirtschaftlich gut wie noch nie und Sebastian Vettel ist immer noch Weltmeister. Außerdem leben fröhliche Menschen gesünder und länger. Und zum Schluss: Lächeln macht attraktiv. Wer lächelt hat mehr Chancen beim anderen Geschlecht.

Herr Stelter, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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