Direkt zum Hauptbereich

Ich kenne den Harz und ich mag ihn

Star-Trompeter David Staff über sein Konzert in Scharzfeld und über Gewissheiten

Seit Jahren ist der englische Trompeter David Staff Mitglied im Festspielorchester Göttingen. Im Rahmen der Händel Festspiele spielt er am 23. Mai mit Ryoko Morooka in der St. Thomas-Kirche in Scharzfeld. Im Interview spricht er über seine Zuneigung zu Pilzen aus dem Harz und zum Instrumentenbauen.

Mr Staff, Sie gelten als vielseitiger Mensch. Aber was sind Sie zuerst? Trompeter, Trompetenlehrer oder Trompetenbauer?

Das ist eine wichtige Frage. Momentan verbringe ich sehr viel Zeit auf der Bühne. Ich habe aber vor 10 Jahren angefangen, Trompeten zu bauen und das gefällt mir immer mehr. Also habe ich den Trompetenunterricht eingestellt.

Wie ist die Beziehung zwischen dem Trompeter David Staff und dem Trompetenbauer Staff?

Als ich anfing, Trompeten selbst herzustellen, war dies ein kompletter Wechsel der Perspektive. Ich habe die technischen Bedingungen kennengelernt. Mittlerweile habe ich es ausbalanciert und werde immer besser und besser. So kann ich das beste Instrument für mich bauen. Erstaunlicherweise bin ich einer der wenigen Trompeter, die ihr Instrument selbst bauen, obwohl dies in England früher durchaus üblich war.

Was unterscheidet eine Staff-Trompete von anderen Trompeten?

Das gute Stück hat er selbst gebaut.
Foto: tok
Weil ich zuerst Musiker bin, ,weiß ich, welche Anforderungen ein Instrument erfüllen. So sind die beide Tätigkeiten mehr oder weniger zu einer geworden. Ich sehe mich als Teil einer langen Tradition und ich verzichte weitestgehend auf moderne Technik. Mein Bestreben ist es, Instrumente entsprechend ihrer Zeit zu bauen, als Barocktrompeten mit der Technik des Barocks. Aber das geht nicht immer.

Wurden alle Trompeten, die Sie spielen, auch von ihnen hergestellt?

Nein, aber ich bemühe mich, authentische, zeitgenössische Instrumente zur Entstehungszeit der Komposition zu spielen.

Das Motto der diesjährigen Festspiele lautet „Glauben und Zweifel“. Mr. Staff, wo sind ihre Gewissheiten?

Zu meinen Gewissheiten gehört die Musik. Aber die andere Gewissheit ist, dass man etwas tun muss für die Gemeinschaft. Seitdem ich vor 2 Jahren eine schwere Krebserkrankung überwunden habe, engagiere ich mich für die Krebsforschung. Erst im April war ich auf einem sechstägigen Wohltätigkeitslauf. Wir sind jeden Tag die Marathonstrecke gewandert, um Geld zu sammeln. Es war anstrengend, aber ein Erfolg.
Ein Gewissheit ist auch, dass der Brexit ein Fehler ist. Großbritannien gehört zu Europa.

Am 23. Mai spielen Sie als weitgereister Musiker in Scharzfeld in einem kleinen Dorf in einer kleiner Kirche. Mögen Sie solche Auftrittsorte?

Doch, sehr, auch wenn sie von der Akustik her eine große Herausforderung sind. Eine Trompete braucht Platz, um sich zu entfalten. Den gibt es in solchen Kirchen selten.
Wir haben schon dreimal im Harz gespielt, in Hahnenklee in der Stabkirche. Die ist mit ihrem vielen Holz besonders schwer zu bespielen.

Sie kennen also den Harz?

Ja, ich kenne ihn und ich mag ihn. Im letzten Jahr hatten wir eine kleine Harz-Tournee mit drei Auftritten. Zwischendurch sind wir viel gewandert und ich habe Pilze gesammelt. Ich liebe Pilze, insbesondere Steinpilze und Pfifferlinge.

Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Frau Morooka gekommen?

Ich habe Ryoko auf einer Japan-Tournee kennengelernt. Sie hat damals als Dolmetscherin gearbeitet. Das ist fast 40 Jahre her. Später haben wir uns dann als Musiker wiedergetroffen und beschlossen, gemeinsame Programme zu erarbeiten. Die Arbeit mit ihr ist so kreativ, weil wir auf einer gemeinsamem Basis unterschiedliche Vorstellungen haben. So meint Ryoko, dass meine Ideen manchmal zu verrückt seien. Aber mittlerweile haben wir viel Spaß bei der Arbeit.

Mr. Staff, ist es ein Vergnügen oder eine Herausforderung, Mitglied des Festspielorchester Göttingen zu sein?

Es ist ein riesiges Vergnügen. Das Festspielorchester ist ein Ensemble von Weltklasse. In diesem Orchester sind viele unterschiedliche Charaktere versammelt, die ihre Vorstellung von Musik umsetzen möchten. Damit ist es zum Teil auch eine Herausforderung.
Aber neben der gemeinsamen Arbeit sind wir auch sehr gute Freunde geworden. S0 unternehmen wir außerhalb der Auftritte viele gemeinsame Dinge.

Was erwartet das Publikum beim Konzert am 23. Mai?

Ich denke einige Überraschungen. So werden wir einige Stücke spielen, die gar nicht für die Zusammensetzung Trompete und Orgel geschrieben worden. Natürlich gibt es auch Händel und zwar das Concerto in D-Dur und das Concerto in g-Moll.




Händel-Festspiele #1: Die Website
Händel-Festspiele #2: Das Konzert in der Kritik

David Staff #1: Die offizielle Website
David Staff #2: Das Interview zum Nachhören


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Welke: Es wird ein falsches Spiel mit dem Welterbe betrieben

Der Montanhistoriker übt scharfe Kritik am Umgang mit dem Weltkulturerbe Dr. Peter Welke ist der Dorn im Fleisch selbstzufriedenen Welterbeverwalter. So bescheinigte der  Bergbau-Experte der Uni Bonn 2009 den Harzern, den Harzwasserwerken und den Niedersächsischen Landesforsten einen schlechten Umgang mit dem Kulturerbe (siehe unten). Er war der erste, der die Chancenlosigkeit eines Pumpspeicherkraftwerks im Oberharz erkannte und Recht behielt. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren durch die schlecht gesicherten Altlasten des Bergbaus. Im September traf sich Dr. Peter Welke mit Gerhard Lenz, Direktor der Stiftung Weltkulturerbe Harz, und mit Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalschutz, zum Streitgespräch bei NDR 1 Radio Niedersachen zum Streigespräch. Das Thema: der Umgang mit dem Oberharzer Wasserregal. Im Vorfeld traf ich ihn zu Interview. Herr Doktor Welke, wie pfleglich geht der Harzer mit seinem Weltkulturerbe um? Das fragen Sie...

Der Iran ist besser als sein Image

Dieter Nuhr über das Reisen und die Distanz zur Heimat Reisen ist für den Kabarettisten Dieter Nuhr die Grundlage für ständiges Lernen, Verändern und Zurechtrücken und Reisen ist für den bildenden Künstler Dieter Nuhr das Thema für den größten Teil seiner Werke. Ich sprach mit ihm darüber und das Verhältnis von Wort und Bild.  Herr Nuhr, wie weit muss man reisen, um genug Distanz zur Heimat zu haben? Manchmal genügen ein paar Kilometer. Ich war heute in einem pakistanischen Restaurant, in dem man schon bald vergaß, nicht in Karachi zu sein. Aber der Weg nach Hause war dann doch recht kurz. Vor ein paar Wochen war ich noch im Ladakh. Da hat man das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein. Dann ist das nach Hausekommen ein viel spektakulärerer Prozess. Je mehr Distanz man nach Hause hatte, umso überraschter ist der Blick auf die Heimat, wenn man wieder zurückkehrt. Wo wollen Sie unbedingt noch einmal hin? Ich kehre immer wieder gerne nach Indien zurück, aber auch in den Iran möcht...

Erfinden heißt erinnen

Ein Interview mit Autorin Anne Gesthuysen Sie war von 2002 bis 2014 das Gesicht des ARD-Morgenmagazins. Ihr erstes Buch "Wir sind doch Schwestern" war 2012 ein echter Überraschungserfolg und führte zeitweilig die Bestsellerlisten an. Mit dem aktuellen Buch "Wir sind doch schließlich wer" ist Anne Gesthuysen nun auf Lesereise und im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes am 2. November zu Gast im Kurhaus Bad Lauterberg. Frau Gesthuysen, wie weit werden Sie in der Öffentlichkeit immer noch als die Moderatorin des Morgenmagazins wahrgenommen? Nach 9 Jahren wird es langsam weniger. Aber es passiert immer noch, dass Menschen aus heiterem Himmel fragen: „Warum machen Sie eigentlich nicht mehr das Morgenmagazin?“ Die Antwort lautet nach wie vor: Ich habe das Morgenmagazin wirklich geliebt. Aber jede Nacht um 1 Uhr aufstehen, das habe ich irgendwann gehasst. Wie macht sich dies während ihrer Lesungen bemerkbar? Ehrlich gesagt freut es mich, dass wohl niemand ...