Ein Interview mit Stefan Gwildis
Zu den besten Gigs meiner 35-jährigen Karriere als Konzertbesucher gehörte der Auftritt von mit Stefan Gwildis mit der NDR Bigband im Februar 2014 in Göttingen. Anschließend dudelte ich "Die Sache mit dem Glücklichsein" wochenlang rauf und runter, noch häufiger als "Neues Spiel" zehn Jahre zuvor.Also war ich hochgradig erfreut, als ich erfuhr, dass der Soulman im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage nach Herzberg kommen wird. Noch hochgradig erfreuter war ich, als mein Interviewwunsch erfüllt wurde.
Das Thema? Natürlich das Glück.
Herr Gwildis, welch glücklicher Umstand hat sie und die NDR Bigband zusammengeführt?
Erst einmal muss ich festhalten, dass der ehemalige Bandleader Dieter Glawischnig und ich schon vor einigen Jahren überlegt hatten, etwas zusammen zu machen. Aber als Jörg Achim Keller dann die Bigband übernahm, wurden die Überlegungen konkreter. Es ist schon ein Riesenglück, mit solch großartigen Musikern zusammenarbeiten zu dürfen.
Stefan Gwildis behauptet, viel Glück im Leben gehabt zu haben. Foto: Stefan Malzkorn |
Der Schritt war nicht so riesig. Soul und Jazz liegen nicht so weit auseinander. Beide sind vom Thema Freiheit geprägt und beides sind schwarze Musikrichtung, sind die Musik der Afroamerikaner. So wie der Soul ist auch der Jazz ein Statement, eine Haltung zum Leben.
Außerdem bin ich mit dieser Musik großgeworden. Die Jazz-Platten meines Vaters sind ein wichtiger Teil meiner musikalischen Sozialisation. Die bekam er übrigens als Gratifikation von seinem Arbeitgeber Goodyear und so wuchs ich mit den ganz Großen des Jazz auf.
Wer war für die Playlist zuständig?
Wir haben uns einfach hingesetzt, zusammen in der Geschichte des Jazz gewildert und aufgeschrieben, was wir gern spielen würden.
Haben Sie im Frühjahr 2013 gedacht, dass sie mit diesem Programm es so lange auf Tour sein werden?
Nee, ehrlich nicht. Hier hatten wir das Glück, mit Karsten Jahnke auf einen alten Believer zu treffen. Karsten ist eine Konzertveranstalter, der nicht fragt, was eine Tournee einbringen kann. Sondern er überlegt „Was sollen die Leute sehen?“ und entscheidet dann aus dem Bauch heraus. Die Idee zur Tour hatte übrigens Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Bei einem Empfang Anfang 2013 machte er einen Scherz und vier Wochen später waren wir unterwegs.
Dabei hätte jeder andere Konzertveranstalter angesichts der Größe eine Krise bekommen. Schließlich muss er mehr als 20 Musiker und den ganzen Anhang Abend für Abend unterbringen.
Haben Sie jemals gedacht, dass sie mit diesem Album mal eine Goldene Schallplatte bekommen würden und die Charts bei amazon anführen würden?
Nein, nicht im Traum. Jazz galt in Deutschland lange Zeit als unverkäuflich. Wir haben schon vor 20 Jahren im kleinen Kreis zusammengesessen, auch mit Karsten Jahnke, und haben überlegt, was Jazziges zu machen. Leider war war die Zeit damals dafür noch nicht reif, nun ist sie es wohl. Es gibt eine lange deutsche Jazztradition, die teilweise verloren gegangen ist. Aber vielleicht kommen wir wieder dahin.
Die NDR Bigband ist ein Zusammenschluss exzellenter Musiker. Foto: Steven Haberland |
Mit meinem Partner Rolf war ich lange Jahre als Straßenmusiker unterwegs. Wir haben direkt für die Menschen gespielt und schnell gelernt, wie wichtig es ist, das Publikum anzuschauen, zu kommunizieren und einen Dialog aufzubauen. Das ist fruchtbar für beide Seiten.
Eines meiner Lieblingsstücke ist "Der Einsame" von Heinz Erhardt, ein dunkler, zynischer Blues. Durch welchen glücklichen Umstand sind Sie zu diesem Song gekommen?
Die Enkeltochter von Heinz Erhardt kam auf uns zu und fragte, ob wir nicht Lust hätten, einige Kompositionen zu den Texten ihres Großvaters zu schreiben. Den Einsamen habe ich herausgesucht, weil er so dunkel ist. Das widerspricht dem üblichen Bild von Heinz Erhardt, deswegen fand ich den Text so interessant. Unser nächste Heinz-Erhardt-Projekt wird sich übrigens mit seinen Briefen beschäftigen.
Welche Rolle spielt das Thema Glück für Sie?
Ich muss schon sagen, dass ich im ganzen Leben Glück hatte. Irgendwie finde ich immer den Speck und die guten Freunde, an denen man festhalten kann.
Ein kleines Beispiel. Wie bin ich zum Thalia-Theater gekommen? Ich bin mit Freunden in den Abendstunden vorbeigekommen, wir haben ein wenig gescherzt und zum Schluss fragte ich den Pförtner, wie man zum Theater kommt.
Der sagte, ich solle am nächsten Tag wiederkommen, dann wäre ein Casting für die 3 Musketiere. Mit meinem Bart und den langen Haaren erfüllte ich die Vorstellungen von Boy Gobert. Am Thalia-Theater habe ich viel gelernt und es hat mich lange Zeit gut ernährt.
Sind Sie auf den Auftritt in Herzberg vorbereitet?
Nein, nicht wirklich. Unglücklicherweise war ich bisher nur einmal in meinem Leben im Harz, zum Rodeln in Hahnenklee.
Vielen Dank für das Gespräch.
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Kritik zum Konzert in Göttingen
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