Direkt zum Hauptbereich

Handwerker, die kommen von einem anderen Planeten

Ralf Schmitz zu seinen Erfahrungen mit Handwerker und anderen Heimsuchungen


Es ist keine anderthalb Jahre her, dass ich das letzte Mal mit Ralf Schmitz gesprochen hatte und ich hatte ihn als angenehmen Gesprächspartner in Erinnerung. Deswegen ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf und bemühte mich um einen Interviewtermin, als er wieder in der Region war. Und meine Erinnerung täuschte mich nicht. Wir sprachen über ein Thema, dass Männer verbindet: Harte Arbeit am eigenen Heim.


Herr Schmitz, darf ich Ihnen noch nachträglich zum Geburtstag gratulieren?


Sie dürfen mir immer gratulieren und zu allen möglichen. Aber jetzt mal konkret. Vielen Dank und wir haben ordentlich gefeiert.


Werden Sie jetzt ruhiger?


Also 40 Jahre, das ist schon eine Marke, aber ich sehe das gelassen. Viele Freunde haben gesagt, dass sie sich noch genau an ihren 40. Geburtstag erinnern können. Aber für mich ist das nicht schrecklich. Es ist egal ob man 30, 40 oder 50 ist. Wichtig ist, dass man weiß, was man will. Dann ist alles gut. Aber ich muss auch zugeben, dass man mit dem Alter eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Das macht vieles einfacher.


Ralf Schmitz macht sich über viele
Sachen so seine Gedanken ...

Foto: Robert Becker
In diesem Jahr sind Sie mit Schmitz’ Häuschen unterwegs, letztes Jahr um diese Zeit war es noch Schmitz Mama, zwischendurch haben Sie ein Haus renoviert und ein Buch darüber geschrieben. Haben Sie auch mal Zeit zum Ausruhen?


Es ist schön, nach Hause zu kommen, zu entspannen und in Ruhe Luft zu schnappen. Doch, doch, ich liebe es, mich in die Ecke zu setzten und so etwas altmodisches tun wie ein Buch lesen. Aber ein spannendes Buch muss es sein, da kann ich dann Energie tanken und Ideen entwickeln.


Das klingt aber doch ein wenig nach älter und gesetzter werden.


Na ja, ein eigenes Haus, das ist schon etwas. Das muss ich zugeben.


Nun haben sie das eigene Haus selbst renoviert. Haben Sie in der Zeit eine Vorliebe für Werkzeuge entwickelt?


Ja, die Rohrzange, ach und vor allem das Teppichmesser. So ein Messer ist vielseitig verwendbar und Sie machen sich bestimmt keine Vorstellungen darüber wozu man ein Teppichmesser noch verwenden kann.


Dann erzählen Sie doch mal einen Verwendungszweck.


Also, mit dem Teppichmesser habe ich mal Brötchen aufgeschnitten. Wir hatten kein sauberes Besteck im Haus und dann habe ich am Teppichmesser die Klinge ein wenig rausgeschoben und Brötchen geschnitten und dann habe ich damit die Marmelade auf die Brötchen gespachtelt.


Und was macht Ralf Schmitz mit einer Rohrzange?

Das, was viele andere auch damit machen. An der Rohrzange gibt es so viele Einstellmöglichkeiten, die ist vielseitig einsetzbar. Einmal haben wir versucht, damit eine Dose zu öffnen. Das hat aber nicht so richtig geklappt.
Aber es gibt noch andere Werkzeuge, die man zweckentfremden kann, einen Akku-Schrauber zum Beispiel. Damit kann man die Fugen zwischen den Fliesen im Badezimmer reinigen. Vorne Einwegzahnbürste drauf und los geht's. Das hat mir ein Handwerker gezeigt.

In ihrem aktuellen Programm haben viele Heimwerker-Themen. Haben Sie schon den Kontakt zu einer Baumarkt-Kette gesucht, zwecks Sponsoring? 

Das ist eine interessante Ideen. Da kann man sicherlich eine Verzahnung schaffen und mit einen Akku-Schrauber beim Teleshopping, da wollte ich immer schon mal hin, das wäre ein großer Schritt in meiner Karriere. (lacht laut)

Es geht es im aktuellen Programm nur ums Schrauben und Hämmern?

Nein, die Grundlage ist immer noch die Improvisation und die Interaktion zwischen dem Mensch auf der Bühne und den Menschen im Zuschauerraum. Dabei geht es auch um das Erledigen von komischen Aufgaben. Weil die Leute aber so unterschiedlich sind, ist jede Lösung, ist jede Szene anders und deswegen ist jeder Abend anders. Das macht mir immer noch viel Spaß und das ist der Kern und die Basis meines Programms.

... und dann zimmert er ein
 Buch draus.
Wie passt dort das Buch über Heimwerker und Handwerker hinein?

Es geht um meine Sicht auf diese beiden Gruppen. Ich glaube ich habe bei der Renovierung des Hauses einfach Pech. So wie es gute und schlechte Comedians gibt, gibt es auch gute und schlechte Handwerker und bei uns war es eine Verkettung von unglücklichen Umständen. Wenn etwas schief gehen konnte, dann ist es schief gegangen.
Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben und es gab wirkliche ein ganze Reihe von komischen Szenen. Wir haben die ganze Bandbreite an Möglichkeiten erlebt. 

Geben Sie doch mal ein Beispiel.

Das waren alles Geschichten, die keiner glaubt, aber das sind alles Tatsachen. Zum Beispiel, die Mauer, die im falschen Stockwerk hochgezogen wurde. Als ich dann mit dem Maurer sprach, ist die auch glatt noch umgefallen. einfach unglaublich, aber wahr. (lacht laut).
Deswegen haben wir das Heft dann selbst in die Hand genommen und das hatte einen Lerneffekt: Es geht ja doch. Deswegen gleich noch ein Zitat: Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende. 

Und wie ist nun ihre Sicht auf Handwerker?

Heimwerker und Handwerker, das ist eine Welt für sich und ich bin der festen Überzeugung, dass Handwerker von einem anderen Planeten kommen. Die werden jeden Morgen per Raumschiff eingeflogen. 

Und wie ist ihre Sicht auf Heimwerker?

Für Heimwerker habe ich einen Tipp. Die sollten den Besuch im Baumarkt wie eine Safari sehen. Wie das scheue Wild in der Serengeti verstecken sich die Verkäufer den größten Teil des Tages. Aber einmal kommen sie an die Wasserstelle und dann sollte man zugreifen.


Herr Schmitz, ich danke Ihnen für das Gespräch.


Die offizielle Website

Das andere Interview

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Welke: Es wird ein falsches Spiel mit dem Welterbe betrieben

Der Montanhistoriker übt scharfe Kritik am Umgang mit dem Weltkulturerbe Dr. Peter Welke ist der Dorn im Fleisch selbstzufriedenen Welterbeverwalter. So bescheinigte der  Bergbau-Experte der Uni Bonn 2009 den Harzern, den Harzwasserwerken und den Niedersächsischen Landesforsten einen schlechten Umgang mit dem Kulturerbe (siehe unten). Er war der erste, der die Chancenlosigkeit eines Pumpspeicherkraftwerks im Oberharz erkannte und Recht behielt. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren durch die schlecht gesicherten Altlasten des Bergbaus. Im September traf sich Dr. Peter Welke mit Gerhard Lenz, Direktor der Stiftung Weltkulturerbe Harz, und mit Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalschutz, zum Streitgespräch bei NDR 1 Radio Niedersachen zum Streigespräch. Das Thema: der Umgang mit dem Oberharzer Wasserregal. Im Vorfeld traf ich ihn zu Interview. Herr Doktor Welke, wie pfleglich geht der Harzer mit seinem Weltkulturerbe um? Das fragen Sie...

Der Iran ist besser als sein Image

Dieter Nuhr über das Reisen und die Distanz zur Heimat Reisen ist für den Kabarettisten Dieter Nuhr die Grundlage für ständiges Lernen, Verändern und Zurechtrücken und Reisen ist für den bildenden Künstler Dieter Nuhr das Thema für den größten Teil seiner Werke. Ich sprach mit ihm darüber und das Verhältnis von Wort und Bild.  Herr Nuhr, wie weit muss man reisen, um genug Distanz zur Heimat zu haben? Manchmal genügen ein paar Kilometer. Ich war heute in einem pakistanischen Restaurant, in dem man schon bald vergaß, nicht in Karachi zu sein. Aber der Weg nach Hause war dann doch recht kurz. Vor ein paar Wochen war ich noch im Ladakh. Da hat man das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein. Dann ist das nach Hausekommen ein viel spektakulärerer Prozess. Je mehr Distanz man nach Hause hatte, umso überraschter ist der Blick auf die Heimat, wenn man wieder zurückkehrt. Wo wollen Sie unbedingt noch einmal hin? Ich kehre immer wieder gerne nach Indien zurück, aber auch in den Iran möcht...

Erfinden heißt erinnen

Ein Interview mit Autorin Anne Gesthuysen Sie war von 2002 bis 2014 das Gesicht des ARD-Morgenmagazins. Ihr erstes Buch "Wir sind doch Schwestern" war 2012 ein echter Überraschungserfolg und führte zeitweilig die Bestsellerlisten an. Mit dem aktuellen Buch "Wir sind doch schließlich wer" ist Anne Gesthuysen nun auf Lesereise und im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes am 2. November zu Gast im Kurhaus Bad Lauterberg. Frau Gesthuysen, wie weit werden Sie in der Öffentlichkeit immer noch als die Moderatorin des Morgenmagazins wahrgenommen? Nach 9 Jahren wird es langsam weniger. Aber es passiert immer noch, dass Menschen aus heiterem Himmel fragen: „Warum machen Sie eigentlich nicht mehr das Morgenmagazin?“ Die Antwort lautet nach wie vor: Ich habe das Morgenmagazin wirklich geliebt. Aber jede Nacht um 1 Uhr aufstehen, das habe ich irgendwann gehasst. Wie macht sich dies während ihrer Lesungen bemerkbar? Ehrlich gesagt freut es mich, dass wohl niemand ...