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König: Hier zeigt sich, wer's kann

Irgendwie bin ich wohl auf den Weg zum Fragensteller für Komiker, Comedian und Satiriker. Nach Profitlich, Schmitt, Schmitz und zweimal Wischmeyer (erstes, zweites) war Johann König der fünfte aus dieser Berufssparte, mit dem ich ein paar Worte wechseln sollte.
Ehrlich gesagt stand Johann König in meiner Hitliste bisher nicht oben, aber natürlich bin ich mit der ausreichenden Professionalität ran gegangen. Aber das Gespräch verlief weitaus besser als gedacht und Johann König machte jede Menge Sympathiepunkte bei mir. Nur zwei Stunden später hatte ein Gespräch mit einem Comedian, der bis dahin weit oben auf meiner Liste. Ich weiß nicht, ob ihr es wisst, aber der verlor reichlich Punkte und liegt nun auf meiner Liste weit hinter König. So kann's gehen.

Herr König, Sie machen beides, Bühne und Fernsehen. Aber was machen Sie lieber?

Ich stehe lieber auf der Theaterbühne, Fernsehen ist viel stressiger als ein Liveprogramm.

Das überrascht mich aber.

Doch, doch, das ist schon so. Im Fernsehen muss man den Text genau auswendig lernen und man hat nur 4 Minuten für einen Sketch. Da kann man nichts entwickelnund Improvisieren ist verboten. Zudem sind die Themen auch sehr eng vorgegeben, wie damals bei meinen Auftritt auf dem Satire Gipfel. Das ist nicht meine Art zu arbeiten. Außerdem ist es beim Fernsehen immer so hell, dass man das ganze Publikum sieht.

Was haben Sie gegen Erleuchtung?

Johann König ist kein Comedian
sondern Komiker. Foto: B. Breuer 
Also, ich spiele lieber in eine schwarze Geräuschkulisse. Wenn ich die Leute nicht so genau sehen kann, dann fühle ich mich viel freier, dann komme ich mir nicht so beobachtet vor.

Sind Sie ein Autist, der zufällig den Weg auf die Bühne gefunden hat?

Also, das mit dem Autisten, dass lassen wir mal schnell fallen. Ich hatte neulich einen Sketch  darüber im Programm. Den fand ich gar nicht so böse, trotzdem hat der mir viel Ärger mit einem Patientenverband eingehandelt.
Aber Schüchternheit, das war für mich schon in der Schule ein Problem. Vor der Klasse stehen und ein Referat halten, das war mir sehr unangenehm. Vom Platz aus ein Referat halten, das war aber in Ordnung.

Wie sind Sie trotzdem Comedian geworden?

Ich bezeichne ich selbst als Komiker. Zudem  möchte ich festhalten, dass ich schon 26 Jahre alt war, als ich das erste Mal auf einer Bühne stand und das auch mehr aus Zufall. Da wollte ich eigentlich nie hin. Es gibt viele Kollegen, denen hat das schon immer im Blut gelegen, ab ich war nie der Pausenclown und ich habe auch nie in einer Band gespielt. Das mit dem Theaterspielen, das hat sich eher so ergeben und dann bin ich dabei geblieben.

Wieviel steckt von ihrer Person in der Bühnenfigur Johann König?

Natürlich brachte meine verstockte Art zu sprechen die Leute zum Lachen. Das schaffen sie nicht, wenn sie sich komplett verstellen müssen. Aber im Laufe der Jahre habe ich mich auch verändert und ich bin schon in der Lage, einfach einen Schalter umzulegen.
Ich habe meine Figur weiterentwickelt. Im aktuellen Programm überrasche ich mit Schnelligkeit und mit Aggressivität. Die Langsamkeit wollte ich nie konservieren.

Ist Johann König nicht mehr Johann König?


Wie gesagt, ich wollte die Langsamkeit nie konservieren und auch die Stimmlage hat sich geändert. Ich spreche schon lange nicht mehr in dieser schrägen Art. Ich denke, dass ich es geschafft habe, aus der Schublade “langsam aber lustig” herauszukommen.

Ist das Leben auf der Tour nicht anstrengender als im Fernsehstudio?

Na gut, die Tour geht noch bis Ende 2015 und bis dahin muss ich jeden Text immer noch frisch rüberbringen. Aber während der Tournee füge immer mal wieder ein neues Gedicht oder ein neues Lied ein. Außerdem bin ich nach vier Tagen immer wieder zu Hause. so habe ich den Stress längst vergessen, wenn es Sonntagabend wieder losgeht.

Was können Sie auf der Bühne nicht leiden?

Da sind zuerst die Zuspätkommer. Das stört einfach enorm und die können sich auf was gefasst machen. Auch die Respektlosen kann ich nicht leiden, die aus der ersten Reihe ihre Füße auf dem Bühnenrand ablegen und noch ein großes Bier in der Hand halten. Und natürlich die Zwischenrufer. Da ist die Schadenfreude beim Publikum groß, wenn diese Störer von vorne was auf den Deckel bekommen.

Trotztdem schlägt ihr Herz für die Live-Show?

Doch, hier zeigt sich eben, wer improvisieren kann und wer nicht.


Die offizielle Website mit den Tourterminen

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