Direkt zum Hauptbereich

"Meine Fans motivieren mich"

Rüdiger Hoffmann zu seinem 30-jährigen Bühnenjubiläum

Manchmal braucht man zwei Anläufe, damit es gut wird. Auf jeden Fall war das zweite Interview mit Rüdiger Hoffmann von einer sachlichen Ebene geprägt. Dieser konnte im August auf 30 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken und hat das Jubiläum mit einer neuen CD und einer Best-Edition begleitet.

Lieber Herr Hoffmann, was motiviert Sie auch noch nach dreißig Jahren auf die Bühne zu steigen?

Einiges! In erster Linie aber meine Fans. Solange die Leute und ich noch Spaß daran haben, werde ich auch weiterhin auf Tour gehen. Ein Ende möchte ich mir auf jeden Fall nicht setzen. 

Welches war das prägende Erlebnis in dieser Zeit? Oder gab es mehrere? Auf welches Erlebnis warten Sie noch? Was könnte Sie auf der Bühne noch überraschen?

Da gibt es so einiges in den 30 Jahren, die ich nun schon auf der Bühne stehe. Dieses Jahr feiere ich mein 30 jähriges Bühnenjubiläum, das freut mich sehr. "Der Hauptgewinner" wurde die meist verkaufte Sprach-CD der Welt, viele ausverkaufte Tourneen in den größten Hallen oder der Auftritt vor 80.000 Zuschauer im Vorprogramm der Rolling Stones und als ich nach dem Auftritt noch eine Viertelstunde in die Bandgarderobe durfte – ein wahr gewordener Traum. Es gibt wirklich einige Erlebnisse, ich könnte noch viel mehr aufzählen.


Rüdiger Hoffmann ist viel herum  
gekommen und hat viel geseehen,
auch die Garderobe der Stones.
Foto: Det Kempe
Welchen Stellenwert hat die Bühne für Sie? Welchen Stellenwert hat Fernsehpräsenz für Sie? Welche Rolle spielen die vielfältigen Plattformen im Internet für Sie?

Ich war viel auf Tournee. Im Fernsehen war ich aber tatsächlich weniger zu sehen. Es gibt heute einfach nicht mehr so viele Sendungen, in denen Stand-up-Comedy gezeigt wird. Das finde ich sehr schade. Wahrscheinlich hätte ich auch den Weg über das Internet gewählt, wenn es das damals schon gegeben hätte. Selbstverständlich poste ich auch regelmäßig bei Facebook. Ich denke, insbesondere die jüngere Generation möchte gerne 24 Stunden hinter die Kulissen der Prominenten schauen und da wir in der Lage sind selber zu bestimmen was wir den Fans zeigen möchten, finde ich es eine gute Sache. Am meisten fasziniert mich aber das Feedback der Leute auf Postings und Auftritte. Hier bekomme ich auch immer wieder neue Anregungen zum Programm. 

In der nächsten Woche geht Ihre Tour weiter. Was unterscheidet das 10. Bühnenprogramm von den 9 Vorgängern?

Ich habe mich immer bemüht, nicht das selbe nochmal in grün zu machen. Wenn ich zwei Nummern über Ausländerfeindlichkeit geschrieben habe, dann verzichte ich auch mal in einem anderen Programm darauf - obwohl ich das Thema vielleicht gut oder wichtig finde. Ich versuche nichts zu kopieren, sondern auch andere Geschichten zu erzählen. Ich habe in den letzten Programmen viel ausprobiert. Ich bin oft in verschiedene Rollen geschlüpft. Es war also eher weniger der typische Rüdiger Hoffmann darin. Beim aktuellen Programm „Aprikosenmarmelade“ geht es viel mehr "Back to the Roots", wie man mich vom Anfang kennt. Als der Geschichtenerzähler, der im weißen Hemd auf die Bühne geht und seine Geschichten aus dem Alltag erzählt.

Legendär ist ihre Einleitung “Ja hallo erstmal”. Fühlen Sie sich immer noch als “Godfather of Entspannung”? Welchen Tipp für ein besseres Leben haben Sie in dieser Woche?

Ich möchte das Publikum in erster Linie entschleunigen. Unsere Umwelt ist viel zu hektisch, laut und schnell geworden! Ich bin froh, dass es heute vielmehr darauf ankommt, dass wir mal aus dem Alltag fliehen können. Das möchte ich auch den Zuschauern mit auf den Weg geben und versuchen sie zwei Stunden in meine Welt zu entführen. Ich habe das Gefühl, dass die Leute es gerade in dieser hektischen Zeit genießen da zu sitzen, zuzuhören und sich dabei zu entspannen.
Warum muss es unbedingt Aprikosenmarmelade sein? Könnte nicht auch Erdbeerkonfitüre zu einem ausgeglichenen Leben führen?

Der Titel klingt ja etwas kurios für ein Comedy-Programm: Er kam mir während des Schreibens, weil ich zu der Zeit beim Frühstück tatsächlich sehr viel Aprikosenmarmelade aufs Brot gestrichen habe. Dabei stehe ich morgens gar nicht so sehr auf Süßes - aber angeblich ist das anregend fürs Gehirn. Ich sehe »Aprikosenmarmelade« als Synonym für den Mikrokosmos Frühstücksküchentisch: Da tun sich ja schon die ersten Abgründe des Tages auf - und die werden alle im Programm thematisiert.

Vor zwanzig Jahren sind Sie mit der Hauptgewinner an die Spitze der Charts vorgestoßen. Haben Sie zum Bühnenjubiläum ein ähnliches Projekt in Vorbereitung? Oder hat die Möglichkeit der permamente Veröffentlichung im Internet ihre Arbeitsweise verändert?

Aktuell ist die Doppel-CD zum meinem aktuellen Live-Programm „Aprikosenmarmelade“ sowie eine Jubiläumungsbox  („Rüdiger Hoffmann – Die 30 Jahre Jubiläumsbox“) mit all meinen Programmen erschienen, darauf bin ich sehr stolz. Nächstes Jahr wird es zudem ein neues Live-Programm geben mit dem Titel “Ich hab’s doch nur gut gemeint“.
Zwar gibt es mehr Comedy denn je in den deutschen Medien, aber sie ist in die Spartenprogramm verschwunden. Woran liegt das?

Es gibt heutzutage viel mehr Comedians. Über viele kann ich – ehrlich gesagt – nicht lachen. Vieles ist platt, nicht ausgereift und laut. Viele haben kein echtes Programm, mit dem sie auf einer Bühne bestehen könnten, sondern nur eine gute Nummer. Solche Leute sind ganz schnell wieder weg – auch, weil sie sich nicht entwickeln konnten. Es gibt aber auch Künstler, die ein tolles Programm haben und die ich sehr schätze.

Ich danke Ihnen.


Rüdiger Hoffmann bei wikipedia


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Welke: Es wird ein falsches Spiel mit dem Welterbe betrieben

Der Montanhistoriker übt scharfe Kritik am Umgang mit dem Weltkulturerbe Dr. Peter Welke ist der Dorn im Fleisch selbstzufriedenen Welterbeverwalter. So bescheinigte der  Bergbau-Experte der Uni Bonn 2009 den Harzern, den Harzwasserwerken und den Niedersächsischen Landesforsten einen schlechten Umgang mit dem Kulturerbe (siehe unten). Er war der erste, der die Chancenlosigkeit eines Pumpspeicherkraftwerks im Oberharz erkannte und Recht behielt. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren durch die schlecht gesicherten Altlasten des Bergbaus. Im September traf sich Dr. Peter Welke mit Gerhard Lenz, Direktor der Stiftung Weltkulturerbe Harz, und mit Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalschutz, zum Streitgespräch bei NDR 1 Radio Niedersachen zum Streigespräch. Das Thema: der Umgang mit dem Oberharzer Wasserregal. Im Vorfeld traf ich ihn zu Interview. Herr Doktor Welke, wie pfleglich geht der Harzer mit seinem Weltkulturerbe um? Das fragen Sie...

Der Iran ist besser als sein Image

Dieter Nuhr über das Reisen und die Distanz zur Heimat Reisen ist für den Kabarettisten Dieter Nuhr die Grundlage für ständiges Lernen, Verändern und Zurechtrücken und Reisen ist für den bildenden Künstler Dieter Nuhr das Thema für den größten Teil seiner Werke. Ich sprach mit ihm darüber und das Verhältnis von Wort und Bild.  Herr Nuhr, wie weit muss man reisen, um genug Distanz zur Heimat zu haben? Manchmal genügen ein paar Kilometer. Ich war heute in einem pakistanischen Restaurant, in dem man schon bald vergaß, nicht in Karachi zu sein. Aber der Weg nach Hause war dann doch recht kurz. Vor ein paar Wochen war ich noch im Ladakh. Da hat man das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein. Dann ist das nach Hausekommen ein viel spektakulärerer Prozess. Je mehr Distanz man nach Hause hatte, umso überraschter ist der Blick auf die Heimat, wenn man wieder zurückkehrt. Wo wollen Sie unbedingt noch einmal hin? Ich kehre immer wieder gerne nach Indien zurück, aber auch in den Iran möcht...

Der Rennsport hat mich Demut gelehrt

Orange vorne - Interview mit dem Macher von Jägermeister Racing Interessante Menschen lauern überall und Eckhard Schimpf traf ich in Einbeck im PS.Speicher. Er hatte jahrelang eine dreifache Funktion: Journalist, Rennfahrer und Chef von Jägermeister Racing. Im Interview konnte er mit unbekannten und überraschenden Details aus dem internationalen Rennsport aufwarten. Herr Schimpf, wie viel Benzin haben Sie noch im Blut? Bemisst sich das in Promille oder in Prozent? Auf jeden Fall noch viel. Ein Leben ohne Autos kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Ich habe ein Leben voller Motoren geführt. Wie sind Sie zum Automobilsport gekommen? Über den Umweg des Motorradsports. Ich war 1948 als Zehnjähriger mit meiner Schwester beim Prinzenparkrennen in Braunschweig und wir hatten ein eindrucksvolles Erlebnis mit einem DKW-Motorrad. Ich war von diesem lauten Teufelsding und seinen Ausdünstungen völlig fasziniert. Als ich das Motorrad mit meiner Schwester zusammen in das Fahrerlager schieben dur...