Freitag, 26. April 2013

Smith: Wir sollten über Biosprit genau nachdenken.


Es gibt zu viele Akteure und Betroffene




Biotreibstoffe scheinen die Lösung vieler Probleme. Wach geworden ist die deutsche Öffentlichkeit, aber erst seit dem Superbenzin 10% Bioethanol zugegeben werden. Doch schon 2010 hatte James Smith mit "Biofuels and the globalization of risks" ein Ausrufezeichen gesetzt. Darin greift er den Risikobegriff von Beck auf und zeigt, wie die Folgen der neuen Techniken in die Länder des Südens exportiert werden. Das Buch erschien im Winter 2012 im Wagenbach-Verlag auf Deutsch.

Der UN-Beauftragte Jean Ziegler sprach in diesem Zusammenhang bereits 2008 von einem neuen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In der letzten Woche meldete der NABU, dass die verfehlte Energiepolitik der EU allein 2011 einen Schaden von 11 Milliarden Euro verursacht hat und fordert stattdessen die Entwicklung sparsamer Motoren.

Nach langer Zeit musste ich mal wieder ein Interview auf Englisch führen. Geklappt hat es aber erst im dritten Anlauf.

Mister Smith, trozt aller Bedenken gegenüber dem sogenannten Biosprit ist die Produktion von Bioethanol in Deutschland im letzten Jahr wieder um 7,4 Prozent gestiegen. Wer treibt diese Entwicklung voran?

Für James Smith stellt Biotreibstoff eine
Ausbeutung des Südens dar. Foto: Verlag
Ich bin weit davon entfernt, eine Experte zur Bioethanol-Produktion in Deutschland zu sein, aber dennoch ist deutlich, dass die Vorbehalten gegenüber Biotreibstoff nicht die Auswirkungen auf die Beimengungsziele und die Subventionen haben, die sie haben sollten. Anfangs hat sich die Regierung auf Steuervorteile für Bio-Treibstoffe konzentriert, um die Produktion anzuregen. Später ist die Bundesregierung auf Beimengungsvorgaben umgeschwenkt, die weit über den EU-Richtlinien lagen. Dies hat einerseits die Produktion gesteigert, aber auch Kosten für die Bundesregierung und letztlich für die Steuerzahler mit sich gebracht. Zusätzlich ist die Konkurrenz aus Brasilien wegen der steigenden Zuckerpreise weggefallen und natürlich gibt es noch die Subventionen für die europäischen Zuckerrüben.
Wenn ich diese Veränderungen auf dem Weltmarkt in Verbindung bringe, dann hat Deutschland aufgrund seiner hoch entwickelten Wirtschaft und seines technischen Vorsprungs einen komparativen Vorteil gegenüber anderen europäischen Ländern und so kann Deutschland viel in die Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen zur Produktion von Biosprit-Früchte investieren. Grundsätzlich wird der Anstiege von der deutschen Politik, den Investoren, Deutschland komparativen Vorteilen und der Entwicklung auf dem Weltmarkt vorangetrieben. Die Produktion von Biotreibstoffen wird eine immer größerer Teil der deutschen Wirtschaft.Deshalb sollten wir ganz genau über die Folgen dieser Politik, dieser Investitionen und diesem Anstieg nachdenken.

Wer verdient am Biotreibstoff? Wer gehört zu den Verlierern?

Diese Fragen sind nur schwer zu beantworten weil es so viele Akteure und so viele Betroffene gibt. Die Gewinner sind sicher die Akteure, die die technologisch, wirtschaftliche und politische Macht haben, um den Markt zu formen, Ressourcen zu aktivieren und daraus Gewinne ziehen können. Der Profit und Nutzen wird bei denen verbleiben, die die Wertschöpfungskette gestalten und kontrollieren können. Dazu gehören das Agro-Business, die Verbeitenden Betriebe, große Famren und Plantagen, die Petro-Chemische Industrie, die gerade ihre Interessen überdenkt, und die Entscheidungsträger, die die Biosprit-Politik bestimmen.
Die relativen Verlieren werden die Farmarbeiter,die Pächter und die kleineren Produzenten sein, die an größer Firmen gebunden sind. Die absoluten Verlierer werden die sein, die ihr Land verlassen müssen, die keinen Zugang zu günstigen Lebensmittel mehr haben werden und die sich eine neue Beschäftigungsuchen müssen, weil der Wandel im Landgebrauch und auf dem Weltmarkt auf ihre Heimatländer durchschlägt
Vielleicht werden wir alle zu den Verlierern gehören, wenn die Biotreibstoffe ihre Umweltversprechen nicht erfüllen können, wir es aber mit einem unumkehrbahren Wandel im weltweiten Landgebrauch, zum Beispiel mit Waldrodungen, zu tun haben oder wir in Technologien, Märkte und Zielvorgaben investiert haben, die weder die Treibhausgase reduzieren oder neue Energiequelle erschließen.
Aber dies ist nicht neu. Wenn wir historisch auf die Produktion von Agrarerzeugnisse schauen, dann gibt es die Tendenz, den Nutzen an der Spitze der Wertschöpfungskette, bei den multinationalen Firmen und den Supermärkten, zu konzentrieren und die Risiken am Grund der Kette, bei den Vertragsbauern, zu verteilen.In einiger Hinsicht ist die Produktion der Biotreibstoffe nur eine andere Dimension der derzeitigen globalen Lebensmittelproduktion. Was aber anders ist, ist das Interesse an diesen Treibstoffen Investoren und Spekulanten in neue Märkte und in neue Region treibt, auf der Suche nach neuen Geschäften und natürlich in der Absicht, mit der Produktion von Treibstoff größere Profite zu erzielen als mitLebensmitteln.

Bioethanol wird aus Agrarprodukten gewonnen, die sonst alsLebensmittel dienen. Im Gegenzug verlagert Europa seine Lebensmittelproduktion in die Dritte Welt. Ist dies moralisch akzeptabel?


Hier kann die Begründung
nachlesen. Foto: Verlag
Ich sage: Nein. Wir haben universelle Menschenrechte, die den Zugang zu Lebensmittel und eine sichere Zufluct einschliessen. Wenn wir nun kollektiv in eine Technik investieren, die diese Rechte unter Druck bringen, oder auch nur an diese Technologie glauben, dann müssen wir sehr sicher sein, dass es  einen entsprechenden Nutzen gibt. Gerade die Rechte derjenigen, die ihre Rechte nur schwer einfordern können, stehen auf dem Spiel. Wenn wir Europäer einen neuen Zugang zu Treibstoffen erhalten, können wir uns darüber freuen, wenn andere die Risiken dafür tragen? Kann es überhaupt eine ausreichende Kompensation dafür geben?
Ich denke, wir wissen einfach nicht genug über die positiven wie negativen Folgen der Biotreibstoffe. Die Implikationen sind weitreichend, in ökologischerr, politischer und in wirtschaftlicher Hisicht wie auch in der Verteilungsfrage. Zudem können Investionen und politische Entscheidungen nicht einfach zurückgängig gemacht werden. Umsichtige Politik und Investionen können dafür sorgen, dass die Erste und die Dritte Welt im gleichen Maße profitieren können, wenn die Technik stimmt und wir in der Lage sind, diesen Nutzen auch zu bewahren. Doch derzeit bin ich nicht optimistisch.

Nun hat das sogenannte Landgrabbing auch Ostdeutschland erreicht. Mit riesigen Subventionen der EU teilen vier Unternehmen das Land unter sich auf, während die Bauern aus dem Geschäft gedrängt werden. Warum kann die Politik diese Entwicklung nicht stoppen?

Ich denke, die Frage ist, wie zentral die Subventionen der Gemeinsamen Agrarpolitik für das europäische Projekt ist. Diese machen ungefähr die Hälfte des EU-Haushalts aus und sie sind für die EU-Länder, die in Landwirtschaft investiert haben, überlebenswichtig. In der Konsequenz gibt es mächtige politische und wirtschaftliche Lobbies, die einen Wandel in der Natur der Subventionen verhindern. Es hat mehrere Versuche gegeben, eine Diskussion über die Subventionen in Gang zu bringen, zum Beispiel die "Make Trade Fair"-Kampagne von Oxfam. Diese Kampagnen belegen, wenn die Verzerrungen, die diese Subventionen auf den Weltmarkt mit sich bringen, beseitigen werden, könnten weitaus größere Impulse in der Entwicklung gemacht werden. Im diesem Sinne haben die Aktionen einen kleinen Fortschritt gebracht.
In diesem Sinne erzeugen Biotreibstoffe eine neue Rationalität der Unterstützungen in Europa und Nordamerika. Sie bringen neue Argumente für Subventionen, die sich von den alten Argumenten, wie sichere Lebensmittelversorgung und Entwicklung des des ländlichen Raums, deutlich unterscheiden. Nun  sprechen wir von sicherer Energieversorgung, weil sie uns angeblich unabhängiger machen von Öl und Gas aus Krisenregionen, und von Ökologie, weil Biotreibstoffe die Umwelt angeblich weniger beeinträchtigen. Während wir diese beiden Ansprüche unbedingt überprüfen sollten, passt Biosprit gerade einfach in die euopäische Agrarlandschaft, die zur Verteuerung des Bodens und zur unverhältnismäßigen Unterstützung für die großen Erzeuger und Verarbeiter in der Wertschöpfungskette tendiert.
Das alles zusammengenommen, macht es für die Politik so schwer, zu intervenieren, obwohl viele der europäischen Wirtschaftsproblemevom derzeitigen System erzeugt werden.

Trotz aller negativen Folgen sieht die Europäische Kommission Biotreibstoffe immer noch als Allheilmittel. Haben Sie andere Konzepte?


Ich denke, dass die Kommission in dieser Hinsicht ein wenig vorsichtiger wird.  Position ein wenig überdenkt. Innerhalb der Kommission gibt es abweichende Stimmen, die mehr Sicherheit über Nutzen und Kosten fordern, bevor der Prozess forciert wird, und die vor einer Vermischung unterschiedlicher Ziele warnen. Vor ein paar Jahren wären solchen Stimmen  nur aus der Ecke der Umweltschützer und der Wissenschaft gekommen. Nun spüre ich, dass auch andere Organisationen,Politiker und Parteien den Nutzen dieser Energiesicherheit hinterfragen. Zum Teil steckt nur Pragmatismus dahinter.
Es wird viel Geld kosten, ein nachhaltige Biotreibstoffe zu entwicklen. Es wird immer offensichtlicher, dass die Biomasse in Europe nicht ausreicht, Also schauen wir uns anderswo um und wir sehen dabei, die Problem, die die Produktion der Biotreibstoffe in Afrika und Südostasien verursacht haben.
Letztlich nehmen wir Europäer, besonders in Nordeuropa, Rücksicht auf Umweltfragen. Also wir nicht geklärt haben, ob die Biotreibstoffe die Treibhausgase wirklich signifikant reduzieren, stellen die Menschen diese Startegien in Fragen. Aus meiner Sicht springen viele politischen Entscheidungsträger so schnell auf den Biosprit-Zug auf, weil er verspricht, viele Probleme zu lösen und viele Interessen zu befriedigen. Nun wird aber deutlich, dass die Dinge komplexer sind und weil die möglichen Vorteile umstritten sind, sollten wir vorsichtig mit Investitionen in diesem Bereich umgehen.
Natürlich ist für Entscheider schwer, Entscheidungen umzukehren, deshalb  haben wir immer noch eine gemeinsame Agrarpolitik und ein Interesse an Biotreibstoffen. Möglicherweise verfügen wir in der Zukunft über neue Erkennntisse und Techniken und dann können wir mit Biosprit vielschichtige Probleme lösen. Aber ich denke vor allem an die langfristigen Schäden, die wir bis dahin verursacht haben.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

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Die Studie des NABU

Mittwoch, 17. April 2013

Schmitz: Das ist ein Teil von mir, das steckt in mir drin


Ralf Schmitz zu Improvisationstheater und anderen Möglichkeiten



Bekannt wurde er mit “Die dreisten Drei” bei Sat1, mit der Impro-Show “Schillerstraße” wurde er berühmt. In diesem Jahr ist er wieder auf Tournee. Das aktuelle Programm heißt “Schmitzpiepe”. Man muss die Gelenehiten ergreifen, wenn sie sich bieten. Deswegen habe ich sofort und einfach  "ja" gesagt, als ich das Angebot bekam, den Comedian zu befragen. Einen Termin zu finden, das war dann nicht so einfach. Da wurde hier telefoniert, dort rückversichert und dann terminiert.
Die Wartezeite bot mir die Gelegenheit, mich noch einmal mit der Vitae und dem Œuvre des Künstlers vertraut zu machen.Dumm, dass in dieser Zwischenzeit schon die Goslarsche ein Interview mit Schmitz brachte. Was sollte ich jetzt noch fragen, was die Nordharzer nich schon wussten?
Man muss die Fragen fragen, so lange sie sich stellen. Das Interview ´war einst der schnellsten, die ich je geführt habe. Nach 22,5 Minuten hatte ich genug für fünf Seiten erfahren. Dabei legte sich die anfängliche Hektik beim Befragten doch im Laufe der Unterhaltung deutlich und aus dem Frage-Antwort-Spiel wurde ein echtes Gespräch.Sehr schön, war mein erster Gedanke, als ich den Telefonhörer auflegte, das hat Spaß gemacht. Ich hoffe, der Text macht zumindest ein wenig des gegenseitigen Vergnügens deutlich.


Herr Schmitz, haben Sie schon Ersatz für ihre verstorbene Katze Minka?


Schmitz hat keine Katze mehr, aber
innere Werte. Foto: Agentur
Nein, ich bin weiterhin katzenlos. Ich denke, es bleibt bis auf weiteres auch so. Ich sehe jedenfalls keine Veranlassung, diese zu ändern. Minka hat mich jahrelang begleitet und es wie bei einem alten Ehepaar oder wie bei der Oma. Wenn die tot ist, dann schafft man sich ja auch keine neue an. Aber das hatte ich schon am Ende des Buchs angedeutet.


Erst die Katze, dann die Mama. Wer aus ihrem Umfeld muss nun befürchten, als Vorlag für ein Buch zu dienen?


Ja, vielleicht der Onkel oder der Opa. Nein, eigentlich niemand. “Schmitz’ Mama” ist in Teilen schon ein Buch über meine Familie. Für ein neues Buch gibt es schon Ideen, aber soviel ist klar, mit der Familie wird es nichts zu tun haben.


Verraten Sie uns noch ein wenig mehr?


Nein, da muss ich noch den Deckel draufhalten. Momentan bin ich noch in der Testphase und deswegen wird es von mir auch keine weiteren Informationen geben. Dafür haben Sie doch Verständnis?



Herr Schmitz, ihre Heimat ist das Improvisationstheater. Wie viel Spontanität steckt in “Schmitzpiepe”?


Mehr als die Hälfte ist Improvisation. Sicherlich gibt es einige feste Element, aber der größte Teil des Abends ist spontan. Ich hole mir Leute auf die Bühne oder reagiere auf Zurufe aus dem Publikum und baue diese Elemente ein. Dadurch wird jeder Abend anders.


Ist das nicht mit Risiko verbunden?


Nein, überhaupt nicht. Es ist toll für mich und es ist toll für die Leute. So entsteht an jedem Abend ein einzigartige Vorstellung, ein einmaliges Erlebnis für das Publikum. so kommt auch für mich keine Routine auf. Es wird nie langweilig und ich kann mich nicht ausruhen. Das ist gut für meine Künstlerseele, da kann ich mich ausleben.


Momentan bereisen sie den Norden. Müssen Sie mit den Nordlichtern zum Lachen in den Keller gehen?


Also, diesem Klischee möchte ich vehement widersprechen. Es trifft nicht zu, dass der Norddeutsche nicht fröhlich wäre . Wir haben im Norden schon viel und laut gelacht und das Publikum hat mich zum Teil auch echt überrascht.
Bei meinen Shows merke ich keine Unterschiede zwischen Norden, Süden oder der Mitte. Es gibt eher abendliche Unterschiede und wenn ich an drei Tagen in Osterode auf der Bühne stehen würde, dann wäre das auch drei verschiedene Abende.


Schmitz beherscht viele Posen
und Possen. Foto: Agentur
Herr Schmitz, wann sehen wir Sie mal wieder im Fernsehen?


Sie können mich aktuell im Fernsehen sehen. Aber wir haben noch zwei Dinge in Vorbereitung, unter anderem eine Show im Sommer. Mehr möchte ich auch hier nicht verraten.


Aber Andeutungen können Sie doch schon mal machen. Geht es wieder in Richtung Comedy oder Theater?


Weder noch. Im Sommer geht es mehr in Richtung Moderation. Der Sender traut mir zu, dass ich Menschen ausfragen und in Verbindung bringen kann. Darauf freue ich mich schon, denn damit kann ich mein Portfolio erweitern.


Theater, Comedy, TV, Buch und Hörbuch. Was steckt noch alles drin im Multitalent Ralf Schmitz?

Wie gesagt, ich komme ursprünglich aus dem Improvisationstheater. Aber ich brauche die Abwechslung, die neuen Anforderungen. Ich habe keinen Bock, mich auszuruhen, immer das Selbe zu machen. Ich gehe lieber mit frischem Kopf und mit frischem Herz an neue Aufgaben. Theater, Comedy, Fernsehen, all das genieße ich, denn all das ist ein Teil von mir, all das steckt in mir drin und will auch raus.
Aber es ist auch eine Angelegenheit des Charakters. Wenn man den Wunsch hat, sich zu neuen Ufern zu bewegen, dann sollte man diesem Wunsch auch folgen.


Herr Schmitz, Sie machen seit Schülerzeiten Theater. Können Sie sich ein Leben ohne Bühne vorstellen?


Nein, überhaupt nicht. Um mit Loriot zu antworten “Ein Leben ohne Theater ist möglich, aber sinnlos”. Auf der Bühne stehen, das ist nicht nur mein Beruf, das ist meine Berufung. Würde ich das nicht tun, dann würde ich innerlich verkümmern. Soweit ich zurückdenken kann, ist Theater in jeglicher Form ein Teil meiner selbst. Das soll auch so bleiben.


Also taucht trotz der vielen Projekte kein Burn out am Horizont auf?


Das Problem hat man aus meiner Sicht, wenn man sehr gestresst ist, wenn man Dinge tut, die einem nicht gefallen. Das gilt für mich ja nicht. Ich muss zwar immer wieder viel Energie aufbringen, um mich in neue Projekte einzuarbeiten. Aber ich habe nie den Impuls verspürt, mal etwas ganz anderes zu machen, auf Busfahrer umzuschulen oder Anwalt zu werden.


Demnach wird ihr neues Buch also keine Autobiografie, siehe ich das richtig?


Eine Autobiographie ist eine Offenlegung des Lebens. Für meine Person sehe ich da noch keine Notwendigkeit. Wenn ich an das Beispiel Heiner Lauterbach denke, ist eine Autobiografie auch eine Form, ein altes Leben zu beenden und einen neuen Abschnitt zu beginnen. Das finde ich legitim, aber ich fühle das für meine Person nicht. Ich habe kein Bedürfnis, in meinem Leben, in meiner Arbeit einen Umbruch zu setzen.


Herr Schmitz, ich danke Ihnen für das Gespräch.


Das Gespräch fand im April 2013 statt. Am 3. Mai ist Ralf Schmitz in der Stadthalle Göttingen zu sehen. Es gibt noch Restkarten. 


Der Künstler selbst.

Samstag, 13. April 2013

Weiss: Sammer wird Zug in den Sauhaufen bringen

Sky-Moderatorin Viola Weiss über die Bundesliga-Saison 2012/13


Also ehrlich gesagt konnte ich mit dem Namen Viola Weiss nicht viel anfangen, als mir ihre Agentur ein Interview anbot. Immerhin ließ sich schnell googeln, dass die junge Dame zukünftig bei Sky Sport die Bundesliga moderieren würde. Dazu meldete bilde.de noch, dass künftige Moderatorin inerster Linie hübsch sei. Damit dürfte beiderseits das Klischee voll erfüllt sein. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass ich seit 25 Jahren auf Bezahlfernsehen verzichte und es in den nächsten 25 Jahren auch so halten werde. Ob ich dann meine Position noch einmal überdenke oder auch aus Altersstarrsinn bei alten Gewohnheiten verharre, dass sehen wir im Jahr 2038.

Zurück zum Thema. Anfangs war Frau Weiss wohl weitaus nervöser als ich. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie mal "auf der anderen Seite des Mikrofons" stand. Doch schnell merkte ich, dass die junge Dame sich sehr tief ins Thema eingearbeitet hatte und ihre Äußerungen fundiert waren. Schließlich hatte sie ja schon vorher "Radio gemacht". Rückblickend muss ich anerkennen, dass ihre Vorhersagen zum Verlauf der Meisterschaft schnell Wirklichkeit geworden sind. Rückblickend muss aber sagen, dass auch bei Viola Weiss die professionelle Distanz kurz scheint. Wie Thomas Kistner hier schon mal sagte: "Viele Sportreporter sind Fans, die es auch unerfindlichen Gründen auf die andere Seite der Bande geschafft haben." Das ist aber kein männliches Vorrecht. Das Gespräch fand im August 2012 statt.


Frau Weiss, sind Sie im neuen Job schon angekommen?

Doch, doch, es macht sehr viel Spaß. Mit der Berichterstattung über die Fußball-EM und die olympischen Spiel bin schnell rein gekommen. Aber ich freue mich drauf, es nun endlich mit der Bundesliga los geht.

Mit den meisten Vorhersagen lag Viola Weiss richtig. Foto: Sky
Wagen Sie am Anfang der Saison schon eine Prognose über den Ausgang? Wer wird deutscher Meister?

Es wird sicherlich wieder ein Kopf an Kopf-Rennen. Doch wenn bei der Kicker-Wahl 3 Dortmunder vorne waren, dieses Mal machen es die Bayern. Der Super-Cup hat gezeigt, dass der BVB noch nicht ganz bei der Sache ist. Der FCB hat aber schon gezaubert.

Super-Cup ist die eine Sache. Aber Liga, das ist doch immer noch eine andere Sache, oder nicht?

Nein, die Bayern haben schon ein Ausrufezeichen gesetzt und gesagt: Wir lassen uns nicht die Butter vom Brot nehmen. Vor allem mit der Verpflichtung von Martinez haben die Münchner noch ein deutliche Verstärkung im zentralen Mittelfeld. Diese Verpflichtung wird die spielerischen Möglichkeiten enorm erweitern. Überhaupt sehe ich den FCB auch in Sachen Neuverpflichtungen deutlich vorn.

Mit Matthias Sammer hat der FCB auch eine Verpflichtung im Management. Passen die beiden zusammen?

Matthias Sammer und Bayern München passen ideal, denn beide haben diese Siegermentalität. Ich gehe davon aus, dass Sammer mehr Zug in die Mannschaft bringen wird. Um es deutlich bayerisch zu sagen: Sammer wird dem Sauhaufen ordentlich die Leviten lesen.

Der BVB ist also ohne Chance gegen die Super-Bayern? Immerhin spielt Deutschlands Fußballer des Jahres nun im gelb-schwarzen Dress.

Marco Reus war der beste Spieler der vergangenen Saison. Ich denke, dass sich Dortmund im Laufe der Saison sicherlich finden wird. Ich erwarte auch tolle Auftritte des BVB, aber eben erst für die Zeit nach der Winterpause.

Welche Mannschaft kann noch in den Kampf um die Spitze eingreifen?

Ich wünsche es dem VfB Stuttgart aus ganzem Herzen, aber die Qualifikation für die Europa League müsste für die Schwaben auf jeden Fall drin sein. Bei Mönchengladbach sollten wir erst mal sehen wie die Borussia die personellen Verlust ausgleichen kann und wie die Mannschaft die Qualifikation zur Champions League übersteht. Bayer Leverkusen ist immer ein Kandidat, aber hier bleibt abzuwarten, wie der Abgang von Ballack verkraftet wird. Für mich hat der VfL Wolfsburg in dieser Saison eindeutig den Status eines Geheimtipps.

Soweit zur Spitze, aber welcher Aufsteiger bleibt am Ende drinnen?

Am meisten erwarte ich von Düsseldorf. Die Fortuna wird von einer Welle der Euphorie getragen, dass sieht man an den 31.000 Dauerkarten, die abgesetzt wurden. Dazu hat Norbert Meier ganze Arbeit geleistet und einige Top-Einkäufe an Land gezogen.
Greuter Fürth ist ein eingespieltes Team, die mannschaftliche Geschlossenheit spricht für die Franken. Auch wenn Armin Veh ein Top-Trainer ist, aber wegen der zahlreichen Umbauten wird Eintracht Frankfurt der Aufsteiger sein, der es am schwersten haben wird, die Liga zu halten.

Noch ein Wort zur Nationalmannschaft. Erst kam die Brandrede, dann die Niederlage gegen Argentinien. Da werden Erinnerungen an Rudi Völler und Island wach. Wie lange bleibt Jogi Löw noch Bundestrainer?

Ich würde das Spiel gegen Argentinien nicht überbewerteten, schließlich gab es im Vorfeld viele verletzungsbedingte Abmeldungen. Außerdem gehört das Herummäkeln an der Nationalmannschaft zur deutschen Mentalität. Ich sage ganz eindeutig: Jogi Löw sitzt immer noch ganz fest im Sattel.

Frau Weiss, ich danke Ihnen für das Gespräch.


Das Profil bei XING






Samstag, 6. April 2013

Kelly: Das Team ist wichtiger als die Zeit

Musiker und Extremsportler Joey Kelly über 100 Kilometer am Stück

Der einzige Oxfam Trail Walk in Deutschland findet seit 2010 rund um Osterode statt. Auf 100 Kilometern geht es zu Fuß einmal quer durch den Harz und zurück. Der Preis sind Blasen und 2.000 Euro Spende an Oxfam. Zumindest der sportliche Teil ist genau das richtige für den Musiker und Extremsportler Joey Kelly. Deshalb war er auch die passende Werbefigur für die Runde im September 2012. Vorherhatte er innerhalb von  2 Wochen und 2 Tagen mit dem Bus, dem Auto, ohne Geld und natürlich zu Fuß die Vereinigten Staaten durchquert.
Als ich das Angebot eines Telefoninterview bekam, hatte ich nur die Bilder der 90-er Jahre vor dem geistigen Aug: rothaarige Kinder in bunten Klamotten singen schnulzige Songs. Nach dem Gespräch verabschiedete ich mich dann schnell von meinen Klischees.
Vorher war es aber nicht so einfach, Joey Kelly ans Telefon zu bekommen. Als es dann doch klappte, sprachen wir über Entwicklungshilfe, Teamgeist und Höhenmeter. Das Gespräch fand im Spetember 2012 statt.

Herr Kelly, der Oxfam Trailwalker verbindet eine sportliche Herausforderung mit Hilfsprojekten in Entwicklungsländern? Was steht für Sie im Vordergrund, der Sport oder die gute Tat?

Grundsätzlich ist der Spendenlauf ist eine einzigartige Kombination aus körperlicher Grenzen und Engagement für die gute Sache und ich engagiere um den Lauf in Deutschland bekannter zu machen und mehr Geld für Hilfprojekte zu sammeln.
Wir sind mit drei Teams am Start und in Osterode wird es meine Aufgabe sein, unsere Teams als Ganzes nach vorne zu bringen. Das ist auch eine Form von Hilfestellung. Ich bin ein Läufer aus Leidenschaft und wenn ich meine Erfahrungen an die Team-Mitglieder weitergeben kann, das motiviert mich doppelt.
Joey Kelly hat einiges vorzuweisen. Foto: Agentur
Bleibt der Trailwalker 2012 ihr einziges Engagement für Oxfam oder wird die Zusammenarbeit weitergehen?

Erst einmal bin ich auf die Resonanz auf den Trailwalker in Osterode gespannt. Aber ich habe auch gesehen, das Oxfam weltweit viele ähnliche Veranstaltungen durchführt. Der Sport und die konkrete Hilfe sind hier auf einmalige Art und Weise verbunden. Das gefällt und deshalb werde ich wohl häufiger mit Oxfam zusammenarbeiten. Eigentlich freue ich mich schon auf die gemeinsame Zukunft.

255 Kilometer durch den sibirischen Schnee, Wettlauf zum Südpol, 900 Kilometer von Wilhelmshaven zur Zugspitze und einmal quer durch die USA. Strengt Sie der Trailwalker im Harz überhaupt an?

100 Kilometer sind erst einmal 100 Kilometer und bleiben auch 100 Kilometer. Das darf man nicht unterschätzen. Wenn man die Strecke auch noch zügig geht, dann kommt man schnell an die Grenzen. Zudem haben wir es mit vielen Höhenmetern zu tun.

Was ist bei solcher Aufgabe wichtiger: die Beine oder der Kopf?

Beides ist wichtig. Die Beine müssen stimmen und der Kopf auch. Aber man braucht vor allem die Bereitschaft sich zu quälen und sich für das Team zu quälen.

Aber ein besonderes Training für die diese Veranstaltung haben Sie nicht absolviert.

Nein, ich bin ja eigentlich ständig im Training und manchmal kann ich den Sport mit der Arbeit verbinden. In den letzten Wochen sind wir bei den Dreharbeiten für ZDF und arte zu dritt den Nordseeküstenweg entlang gefahren. Das waren 2.000 Kilometer auf einem Radwanderweg an der englischen und schottischen Ostküste entlang.

Haben Sie sich eine Wunschzeit für den Trail Walk gesetzt?

Der Teamgeist ist wichtiger als die Zeit und ich werde mich dem Team anpassen. Wie bereits gesagt, unsere Zielsetzung ist es, gemeinsam in Osterode anzukommen. Viele meiner Mitläufer haben noch keine Erfahrung mit solchen Strecken und haben deswegen auch keine Wunschzeit.

Herr Kelly, haben Sie noch einen Tipp für Trail Walker mit weniger Erfahrung?

Bei solcher einer Herausforderung darf man nicht an die Länge der Strecke denken. Man muss sich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation durcharbeiten. Aber vor allem darf man nicht an die Zeit denken. Wenn man die Nacht überstanden hat, dann kommt das Ziel fast von allein.


Herr Kelly, ich danke ihnen für das Gespräch.

Mehr zur Ausgabe 2013 

Mehr zum Sportler 

Seine Erfahrungen auf der Deutschland-Tour hat Joey Kelly in "Hysterie des Körpers" zusammengefasst