Mittwoch, 17. April 2013

Schmitz: Das ist ein Teil von mir, das steckt in mir drin


Ralf Schmitz zu Improvisationstheater und anderen Möglichkeiten



Bekannt wurde er mit “Die dreisten Drei” bei Sat1, mit der Impro-Show “Schillerstraße” wurde er berühmt. In diesem Jahr ist er wieder auf Tournee. Das aktuelle Programm heißt “Schmitzpiepe”. Man muss die Gelenehiten ergreifen, wenn sie sich bieten. Deswegen habe ich sofort und einfach  "ja" gesagt, als ich das Angebot bekam, den Comedian zu befragen. Einen Termin zu finden, das war dann nicht so einfach. Da wurde hier telefoniert, dort rückversichert und dann terminiert.
Die Wartezeite bot mir die Gelegenheit, mich noch einmal mit der Vitae und dem Œuvre des Künstlers vertraut zu machen.Dumm, dass in dieser Zwischenzeit schon die Goslarsche ein Interview mit Schmitz brachte. Was sollte ich jetzt noch fragen, was die Nordharzer nich schon wussten?
Man muss die Fragen fragen, so lange sie sich stellen. Das Interview ´war einst der schnellsten, die ich je geführt habe. Nach 22,5 Minuten hatte ich genug für fünf Seiten erfahren. Dabei legte sich die anfängliche Hektik beim Befragten doch im Laufe der Unterhaltung deutlich und aus dem Frage-Antwort-Spiel wurde ein echtes Gespräch.Sehr schön, war mein erster Gedanke, als ich den Telefonhörer auflegte, das hat Spaß gemacht. Ich hoffe, der Text macht zumindest ein wenig des gegenseitigen Vergnügens deutlich.


Herr Schmitz, haben Sie schon Ersatz für ihre verstorbene Katze Minka?


Schmitz hat keine Katze mehr, aber
innere Werte. Foto: Agentur
Nein, ich bin weiterhin katzenlos. Ich denke, es bleibt bis auf weiteres auch so. Ich sehe jedenfalls keine Veranlassung, diese zu ändern. Minka hat mich jahrelang begleitet und es wie bei einem alten Ehepaar oder wie bei der Oma. Wenn die tot ist, dann schafft man sich ja auch keine neue an. Aber das hatte ich schon am Ende des Buchs angedeutet.


Erst die Katze, dann die Mama. Wer aus ihrem Umfeld muss nun befürchten, als Vorlag für ein Buch zu dienen?


Ja, vielleicht der Onkel oder der Opa. Nein, eigentlich niemand. “Schmitz’ Mama” ist in Teilen schon ein Buch über meine Familie. Für ein neues Buch gibt es schon Ideen, aber soviel ist klar, mit der Familie wird es nichts zu tun haben.


Verraten Sie uns noch ein wenig mehr?


Nein, da muss ich noch den Deckel draufhalten. Momentan bin ich noch in der Testphase und deswegen wird es von mir auch keine weiteren Informationen geben. Dafür haben Sie doch Verständnis?



Herr Schmitz, ihre Heimat ist das Improvisationstheater. Wie viel Spontanität steckt in “Schmitzpiepe”?


Mehr als die Hälfte ist Improvisation. Sicherlich gibt es einige feste Element, aber der größte Teil des Abends ist spontan. Ich hole mir Leute auf die Bühne oder reagiere auf Zurufe aus dem Publikum und baue diese Elemente ein. Dadurch wird jeder Abend anders.


Ist das nicht mit Risiko verbunden?


Nein, überhaupt nicht. Es ist toll für mich und es ist toll für die Leute. So entsteht an jedem Abend ein einzigartige Vorstellung, ein einmaliges Erlebnis für das Publikum. so kommt auch für mich keine Routine auf. Es wird nie langweilig und ich kann mich nicht ausruhen. Das ist gut für meine Künstlerseele, da kann ich mich ausleben.


Momentan bereisen sie den Norden. Müssen Sie mit den Nordlichtern zum Lachen in den Keller gehen?


Also, diesem Klischee möchte ich vehement widersprechen. Es trifft nicht zu, dass der Norddeutsche nicht fröhlich wäre . Wir haben im Norden schon viel und laut gelacht und das Publikum hat mich zum Teil auch echt überrascht.
Bei meinen Shows merke ich keine Unterschiede zwischen Norden, Süden oder der Mitte. Es gibt eher abendliche Unterschiede und wenn ich an drei Tagen in Osterode auf der Bühne stehen würde, dann wäre das auch drei verschiedene Abende.


Schmitz beherscht viele Posen
und Possen. Foto: Agentur
Herr Schmitz, wann sehen wir Sie mal wieder im Fernsehen?


Sie können mich aktuell im Fernsehen sehen. Aber wir haben noch zwei Dinge in Vorbereitung, unter anderem eine Show im Sommer. Mehr möchte ich auch hier nicht verraten.


Aber Andeutungen können Sie doch schon mal machen. Geht es wieder in Richtung Comedy oder Theater?


Weder noch. Im Sommer geht es mehr in Richtung Moderation. Der Sender traut mir zu, dass ich Menschen ausfragen und in Verbindung bringen kann. Darauf freue ich mich schon, denn damit kann ich mein Portfolio erweitern.


Theater, Comedy, TV, Buch und Hörbuch. Was steckt noch alles drin im Multitalent Ralf Schmitz?

Wie gesagt, ich komme ursprünglich aus dem Improvisationstheater. Aber ich brauche die Abwechslung, die neuen Anforderungen. Ich habe keinen Bock, mich auszuruhen, immer das Selbe zu machen. Ich gehe lieber mit frischem Kopf und mit frischem Herz an neue Aufgaben. Theater, Comedy, Fernsehen, all das genieße ich, denn all das ist ein Teil von mir, all das steckt in mir drin und will auch raus.
Aber es ist auch eine Angelegenheit des Charakters. Wenn man den Wunsch hat, sich zu neuen Ufern zu bewegen, dann sollte man diesem Wunsch auch folgen.


Herr Schmitz, Sie machen seit Schülerzeiten Theater. Können Sie sich ein Leben ohne Bühne vorstellen?


Nein, überhaupt nicht. Um mit Loriot zu antworten “Ein Leben ohne Theater ist möglich, aber sinnlos”. Auf der Bühne stehen, das ist nicht nur mein Beruf, das ist meine Berufung. Würde ich das nicht tun, dann würde ich innerlich verkümmern. Soweit ich zurückdenken kann, ist Theater in jeglicher Form ein Teil meiner selbst. Das soll auch so bleiben.


Also taucht trotz der vielen Projekte kein Burn out am Horizont auf?


Das Problem hat man aus meiner Sicht, wenn man sehr gestresst ist, wenn man Dinge tut, die einem nicht gefallen. Das gilt für mich ja nicht. Ich muss zwar immer wieder viel Energie aufbringen, um mich in neue Projekte einzuarbeiten. Aber ich habe nie den Impuls verspürt, mal etwas ganz anderes zu machen, auf Busfahrer umzuschulen oder Anwalt zu werden.


Demnach wird ihr neues Buch also keine Autobiografie, siehe ich das richtig?


Eine Autobiographie ist eine Offenlegung des Lebens. Für meine Person sehe ich da noch keine Notwendigkeit. Wenn ich an das Beispiel Heiner Lauterbach denke, ist eine Autobiografie auch eine Form, ein altes Leben zu beenden und einen neuen Abschnitt zu beginnen. Das finde ich legitim, aber ich fühle das für meine Person nicht. Ich habe kein Bedürfnis, in meinem Leben, in meiner Arbeit einen Umbruch zu setzen.


Herr Schmitz, ich danke Ihnen für das Gespräch.


Das Gespräch fand im April 2013 statt. Am 3. Mai ist Ralf Schmitz in der Stadthalle Göttingen zu sehen. Es gibt noch Restkarten. 


Der Künstler selbst.

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