Samstag, 6. April 2013

Kelly: Das Team ist wichtiger als die Zeit

Musiker und Extremsportler Joey Kelly über 100 Kilometer am Stück

Der einzige Oxfam Trail Walk in Deutschland findet seit 2010 rund um Osterode statt. Auf 100 Kilometern geht es zu Fuß einmal quer durch den Harz und zurück. Der Preis sind Blasen und 2.000 Euro Spende an Oxfam. Zumindest der sportliche Teil ist genau das richtige für den Musiker und Extremsportler Joey Kelly. Deshalb war er auch die passende Werbefigur für die Runde im September 2012. Vorherhatte er innerhalb von  2 Wochen und 2 Tagen mit dem Bus, dem Auto, ohne Geld und natürlich zu Fuß die Vereinigten Staaten durchquert.
Als ich das Angebot eines Telefoninterview bekam, hatte ich nur die Bilder der 90-er Jahre vor dem geistigen Aug: rothaarige Kinder in bunten Klamotten singen schnulzige Songs. Nach dem Gespräch verabschiedete ich mich dann schnell von meinen Klischees.
Vorher war es aber nicht so einfach, Joey Kelly ans Telefon zu bekommen. Als es dann doch klappte, sprachen wir über Entwicklungshilfe, Teamgeist und Höhenmeter. Das Gespräch fand im Spetember 2012 statt.

Herr Kelly, der Oxfam Trailwalker verbindet eine sportliche Herausforderung mit Hilfsprojekten in Entwicklungsländern? Was steht für Sie im Vordergrund, der Sport oder die gute Tat?

Grundsätzlich ist der Spendenlauf ist eine einzigartige Kombination aus körperlicher Grenzen und Engagement für die gute Sache und ich engagiere um den Lauf in Deutschland bekannter zu machen und mehr Geld für Hilfprojekte zu sammeln.
Wir sind mit drei Teams am Start und in Osterode wird es meine Aufgabe sein, unsere Teams als Ganzes nach vorne zu bringen. Das ist auch eine Form von Hilfestellung. Ich bin ein Läufer aus Leidenschaft und wenn ich meine Erfahrungen an die Team-Mitglieder weitergeben kann, das motiviert mich doppelt.
Joey Kelly hat einiges vorzuweisen. Foto: Agentur
Bleibt der Trailwalker 2012 ihr einziges Engagement für Oxfam oder wird die Zusammenarbeit weitergehen?

Erst einmal bin ich auf die Resonanz auf den Trailwalker in Osterode gespannt. Aber ich habe auch gesehen, das Oxfam weltweit viele ähnliche Veranstaltungen durchführt. Der Sport und die konkrete Hilfe sind hier auf einmalige Art und Weise verbunden. Das gefällt und deshalb werde ich wohl häufiger mit Oxfam zusammenarbeiten. Eigentlich freue ich mich schon auf die gemeinsame Zukunft.

255 Kilometer durch den sibirischen Schnee, Wettlauf zum Südpol, 900 Kilometer von Wilhelmshaven zur Zugspitze und einmal quer durch die USA. Strengt Sie der Trailwalker im Harz überhaupt an?

100 Kilometer sind erst einmal 100 Kilometer und bleiben auch 100 Kilometer. Das darf man nicht unterschätzen. Wenn man die Strecke auch noch zügig geht, dann kommt man schnell an die Grenzen. Zudem haben wir es mit vielen Höhenmetern zu tun.

Was ist bei solcher Aufgabe wichtiger: die Beine oder der Kopf?

Beides ist wichtig. Die Beine müssen stimmen und der Kopf auch. Aber man braucht vor allem die Bereitschaft sich zu quälen und sich für das Team zu quälen.

Aber ein besonderes Training für die diese Veranstaltung haben Sie nicht absolviert.

Nein, ich bin ja eigentlich ständig im Training und manchmal kann ich den Sport mit der Arbeit verbinden. In den letzten Wochen sind wir bei den Dreharbeiten für ZDF und arte zu dritt den Nordseeküstenweg entlang gefahren. Das waren 2.000 Kilometer auf einem Radwanderweg an der englischen und schottischen Ostküste entlang.

Haben Sie sich eine Wunschzeit für den Trail Walk gesetzt?

Der Teamgeist ist wichtiger als die Zeit und ich werde mich dem Team anpassen. Wie bereits gesagt, unsere Zielsetzung ist es, gemeinsam in Osterode anzukommen. Viele meiner Mitläufer haben noch keine Erfahrung mit solchen Strecken und haben deswegen auch keine Wunschzeit.

Herr Kelly, haben Sie noch einen Tipp für Trail Walker mit weniger Erfahrung?

Bei solcher einer Herausforderung darf man nicht an die Länge der Strecke denken. Man muss sich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation durcharbeiten. Aber vor allem darf man nicht an die Zeit denken. Wenn man die Nacht überstanden hat, dann kommt das Ziel fast von allein.


Herr Kelly, ich danke ihnen für das Gespräch.

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