Ein Bandcontest kann ein Weg sein
Dennis Poschwatta zu Bandcontest und zu Casting-Shows
Das erste Mal habe ich die Guano Apes gehört, da waren sie noch zu dritt und hießen Rostfrei. Auch beim ersten Guano-Gig im legendären Nest in Moringen war ich, aber nur ganz kurz. Das letzte Mal habe ich die Apes auf dem Rock für Amnesty ind Sudheim gesehen, das muss Anfang '95 gewesen sein. 1996 gewannen Dennis Poschwatta, Henning Rümenapp und die anderen den Bandcontest “Local Heroes”, der Rest ist Rockgeschichte.
Als ich im Februar las, dass Dennis Poschwatta die Patenschaft für "Local Heroes 2013" übernimmt, war mir klar: den muss du wieder vor den Schreibblock kriegen. Einen Termin bekommen war ganz unkompliziert, den Termin finden schon etwas schwer, am schwierigsten war es, das Katzbach-Studio zu finden. Aber auch das gelang mir. Das Interwivew hatte etwas vom Wiedersehen nach langer Zeit und verlief in sehr entspannter Atmosphäre. Weil wir auch noch gemeinsame Beakannte haben, musste ich schon aufpassen, das die professionelle Distanz nicht verloren geht, trotz oder vielleicht gerade wegen des anfänglich vereinbarten Dus. So sprachen wir abseits des eigentlichen Thema unter andeerem über Alterserscheinungen. Das Gespräch fand im Februar statt.
Dennis, warum hast du dich in die Jury gesetzt? Hast du nicht anderes zu tun?
Das
Rockbüro hat gefragt, ob ich die Patenschaft übernehme. Ohne es
hochtrabend zu formulieren, aber für die gute Sache gebe ich mich gerne
her. Ich will junge Leute heranführen, sich zu bewerben, und
ich will für die Auftrittsmöglichkeit “Local Heroes” werben. Denn die
Bewerberzahlen sind in den letzten Jahren doch sehr geschrumpft. Wir
sind damals gegen 1.000 andere Bands in Niedersachsen angetreten, im
letzten Jahr waren es gerademal 1.200 Bands bundesweit.
Muss es denn als Wettbewerb sein?
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Dennis Poschwatta dreht jetzt an den Knöpfen im Rockbusiness. Foto: Kügler |
Contests
können ein Weg sein. Musik machen ist wichtig und mal auf die Bühne
kommen, das ist sehr wichtig. Wenn der Contest der Weg auf die Bühne
ist, dann ist es auch gut.
Du
hast gesagt, die Bewerberzahlen gehen deutlich zurück. Warum sollte ich
mich bei “Local Heroes” bewerben, wenn Deutschland doch schon den
Superstar sucht und findet?
Genau
deswegen und da werde ich fast schon politisch. Deutschland braucht
keine vermeintlichen Superstars, Deutschland braucht eine vernünftige
Basis in der Musik. Wir brauchen keine Interpreten, wir brauchen
Künstler und Rockmusiker. Deutschland braucht kreative Köpfe gerade in der
Musik. Aber es wird immer schwieriger, damit sein Brot zu verdienen,
obwohl der Musikkonsum in den letzten Jahren rasant gestiegen ist.
Aber
es ist eben ein sehr einseitiger Konsum und ich frage mich immer öfter:
Haben wir in Deutschland nur diesen Scheiß von Interpreten? Zwei Wochen
nach dem Release interessiert sich sowieso keiner mehr dafür, weil dann
schon die nächste Staffel läuft. Das ist doch das Groteske daran. Die
Macher wollen doch keine Superstars, die wollen Interpreten haben, um
ihre TV-Formate zu füllen. Da wird nichts gefördert.
Aber Wettbewerb ist doch Wettbewerb, oder nicht?
Nein,
“Local Heroes” gibt Bands echte Chancen und erste
Auftrittsmöglichkeiten. Denn es gibt für Newcomer immer weniger
Möglichkeiten, aufzutreten. Viele Läden haben dichtgemacht, auch in
Göttingen, während das zahlende Publikum nur noch zu den großen Events
geht, auch wenn die Karte 80 Euro und mehr kostet.Die Leute wissen, was
sie erwaret, was ihnen geboten wird und sie haben das Gefühl, sie können
mitreden. Davon haben aber die Newcomer nichts.
Ich
will nicht die guten alten Zeiten beschwören, aber früher gab es eine
andere Mentalität. Als wir anfingen, spielten allein in Moringen sieben
Bands. Ich bin im Moringer Jugendzentrum groß geworden und unser
Stadtjugendpfleger hat alles drangesetzt, um Rockmusik zu fördern. Es
gab jeden Monat ein Konzert und es waren bis zu 150 Leute da. Es war
eine Institution, dass dort Livemusik präsentiert wird.
Heute
geht man nicht mehr raus, da guckt man sich lieber einen Schrott wie
DSDS und läßt sich lieber stumpfsinning unterhalten statt sich mit Musik
auseinanderzusetzen. Aber mit Bands muss mann dass
Gewinnen kann nur eine Band. Was bringt der Wettbewerb allen anderen?
Also,
die Teilnahme lohnt sich auf alle Fälle, denn man hat eine
Auftrittsmöglichkeit, die man sonst nicht bekommt, eben auch im Haus der
Jugend in Osterode. Denn Musiker gehören nach meiner Meinung auf die
Bühne, Künstler brauchen ihr Publikum. Ich persönlich möchte mein
Publikum mit auf eine Reise nehmen, Musik machen und Leute zum Tanen zu
bringen, das ist eine besondere Form der Kommunikation, das ist meine
Art der Kommunikation. Trotzdem akzeptiere ich es, wenn jemand im
stillen Kämmerlein glücklich ist.
Der
Local Heroes wird seit Jahren von der Musikindustrie bbeobachtet und
gescoutet. Alle haben also die Chance, mit den Entscheidern im Business
in Kontakt zu kommen.
Kannst du noch ein Geheimnis lüften? Was habe ich mir unter Bandcoaching vorzustellen?
Für
das Bandcoaching muss ich erst mal offen sein für Verbesserungen.
Erfahrene Leute sowie ich zum Beispiel, geben den Newcomern Einblicke in
die Abläufe im das Rockgeschäft. Die können sich dann auf das
Wesentliche konzentrieren. Uns hat das damals sehr viel gebracht,
vielleicht mehr als die Plattenaufnahmen. Ich war schon immer offen für
Tipps und Anregungen und habe viele Workshop besucht, bevor unsere
Karriere startete. Ich denke, ohne dies wäre es bei uns auch nicht so
gut gelaufen.
War der Erfolg der Guano Apes vom Gewinn des Contest abhängig. Hätte es ohne Local Heroes keine Karriere gegeben?
Der
Sieg war schon wie ein Sechser im Lotto, aber er hat die Sache nur
beschleunigt. Wir hatten damals solch eine Energie, wir wollten das
einfach, das stimmte die Chemie. Ich bin mir sicher, wir hätten auch so
alles erreicht, was wir erreicht haben, es hätte nur länger gedauert.
Nach soviel Nachwuchsarbeit noch ein Frage zu den Etablierten: Was haben die Guano Apes noch vor?
Wir
waren gerade fünf Tage zusammen in St. Andreasberg. Es war schön, sich
mal wieder zu sehen und zu quatschen. Wir haben uns auch mit dem
Songwriting beschäftigt und wenn alles klar geht, kommt im Herbst eine
neue gemeinsame CD auf den Markt.
Ihr spielt die Musik: local heroes
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