Samstag, 23. März 2013

Huismann: Das Modell des WWF in seinem Markenkern getroffen

Niemand kann den Panda stoppen

 Der Journalist und Regisseur Wilfried Huismann zum Medienverständnis des WWF



Wilfried Huismann ist der Mann, der den Panda gezähmt. Im Juni 2011 kam seine Dokumentation “Der Pakt mit dem Panda: Was uns der WWF verschweigt” in die Kinos und in das Programm der ARD. Die Resonanz war groß und der World Wide Fund For Nature (WWF) versuchte, die Ausstrahlung am 22. Juni mit sechs Unterlassungsklagen zu verhindern. Im April 2012 fasste Wilfried Huismann seine Recherchen zum Umweltriesen WWF im”Schwarzbuch WWF - Dunkle Geschäfte im Zeichen des Pandas” zusammen. Und schon wieder hatte er den Anwalt des WWFs im Nacken, einen Herrn aus Berlin, den auch ich unagenehm in Erinnerung habe.
Der Panda überzog nicht nur den Verlag und den Autor mit Anwaltsschreiben, sondern drohte auch den Grossisten und den Buchhandlungen. Im Mai 2012, auf den Höhepunkt der Auseinandersetzungen, sprach ich mit dem Autor und dreifachen Grimme-Preisträger. Wilfried Huismann ans Telefon zu bekommen war erstaunlich einfach und so unterhielten wir uns im April 2012 mehrfach über den WWF, seine Geschäftspraktiken und die Abmahnungen, die täglich ins Haus flatterten.


                  
Herr Huismann, ihr Film „Der Pakt mit dem Panda“ wurde aus der Mediathek des WDR genommen, ihr „Schwarzbuch WWF“ ist derzeit nur im Direktvertrieb beim Verlag zu bekommen. Haben sie sich mit den falschen Leuten angelegt?


Es war mir klar, dass ich es mit einem starken und aggressiven Gegner zu tun habe. Wenn man den Konzern des Pandas in seinem Kern angreift, dann wird der Panda sehr böse. Wie der WWF mit unbequemen Gegner umgeht, zeigt das Beispiel Kevin Dowling. Bei Recherchen für einem weiteren Film über den WWF stieß er 1992 auf eine Söldnertruppe im Dienste des Panda. Offiziell sollte diese Truppe Wilderer bekämpfen, dazu wurden auch Kinder ausgebildet. Diese Söldner haben auch im Sinne des Apartheid-Regimes in die innenpolitischen Auseinandersetzungen eingegriffen. Auf Druck des WWFs ist dieser Film nie gesendet worden. Der Beitrag hat noch nicht einmal den Rohschnitt überstanden und verschwand in den Archiven. Kevin Dowling kam nie weider auf die Beine und durfte nie wieder für einen britischen Sender arbeiten. Zuletzt verdiente er sein Geld bei einer Provinzzeitung. Über den niederländischen Anwalt Wilgers habe ich Zugriffe bekommen auf einen Teil seines Materials. Aber ich bin auch sicher, dass der Film bald wieder bei denÖffentlich-Rechtlichen zu sehen sein wird.


Wilfried Huismann hat die schöne heile
Welt empfindlich gestört. Foto: Verlag
Aber momentan stehen Sie doch arg unter Druck. Droht ihnen das gleiche Schicksal wie Kevin Dowling?


Ich habe jeden Tag Post vom Rechtsanwalt des WWF im Briefkasten. Immer wieder werde ich mit Drohungen konfrontiert. Aktuell gibt es fünf einstweilige Verfügungen und eine ganze Reihe von Anträge. Meist geht es dabei um einzelne Sätze im Film. Obwohl der WWF so tut, als sei die Angelegenheit klar, gibt es keine endgültige Entscheidung eines deutschen Gerichts. Immerhin hat der WDR Widerspruch gegen die einstweiligen Verfügungen eingelegt. Ich bin sicher, dass der Film wieder in die Mediathek eingestellt wird, wenn der Rechtsstreit beendet ist.
Außerdem ist „Der Pakt mit dem Panda“ mittlerweile 14 mal gesendet wurde und es gibt auch eine internationale Fassung. Mit dieser internationalen Fassung stehen wir nächste Woche beim Fernsehfestival in Monaco in 2 Kategorien im Finale. Auch der Versuch, das Buch aus dem Markt zu boxen, wird nach hinten los gehen. Je größer das Getöse des WWF ist, desto mehr wollen die Leser erfahren, wie man die Welt vor dem Zugriff der Agrarindustrie retten kann.


Warum ist der Panda so böse auf Sie?


Weil ich das Geschäftsmodell des WWF in seinen Kern angreifen. Weil ich die Verflechtung der Umweltorganisationen mit den großen Konzernen deutlich mache und auch die Folgen für die betroffenen Länder. Es ist schon ein Hohn wenn sich der Coca-Cola-Konzern ein grünes Image gibt, weil er mit dem WWF kooperiert. Coca Cola ist nicht nur ein riesiger Verbraucher von Trinkwasser, Der Konzern sorgt auch dafür, dass die Zähne der Kinder in den Schwellenländern so schlecht sind. Die 20 Millionen Dollar, die der WWF für die Beratungstätigkeit erhält, ist für Coca Cola ein Klacks, aber für den WWF schon eine einträgliche Summe. Das ist das Geschäftsmodell des WWFs, denn Kooperationsverträge gibt es auch mit anderen Konzernen, wie Monsanto.


Die Kunst der PR hat bei uns im Westen dafür gesorgt, dass der WWF für eine schöne heile Welt steht. Vielleicht kommt dies auch einem menschlichen Bedürfnis entgegen. Auf der Südhalbkugel ist das Bild des WWF ein völlig anderes. Mit dem Einverständnis des Panda werden hier Wälder gerodet, um Palmöl als sogenannte Bioenergie zu gewinnen. Doch in den Wälder, die gerodet werden leben Menschen und Tiere, die vertrieben werden. Deswegen spricht man im Süden vom Öko-Imperialismus und solange unser Energiehunger bleibt, wird sich dieser Kreislauf auch drehen.


Durch die Kooperation bleibt der WWF mit den Konzernen im Dialog und verändert die Sichtweise der Unternehmen. Können Sie diese Argumentation nicht teilen?


Ich sehe keinen Erfolg der Umarmungspolitik. In Sachen Umwelt gibt es nur dort Erfolge, wo es einen stetigen und gut organisierten Widerstand gibt. Das zeigt unter anderem die deutsche Anti-AKW-Bewegung.


Wer kann den Panda stoppen?


Kein Mensch, zumindest kenne ich keinen. Das Geschäftsmodell des WWF ist zu einträglich. Wir Journalisten können nur versuchen, Einfluss zu nehmen. Ich haben keinen anderen Vorschlag. Auch innerhalb des WWF gibt es Aktivisten, die die Rolle der Organisation selbst kritisch sehen. Aber noch machen die nicht öffentlich den Mund auf.



Nachtrag: Im Juli 2012 schlossen  Autor und Verlag auf der einen und der WWF auf der anderen Seite einen außergerichtlichen Vergleich. Also fragte ich noch einmal nach beim Kollegen.

Herr Huismann, das "Schwarzbuch WWF" wird in der kommenden Auflage in 21 Passagen geändert. Mussten Sie Rückzieher machen?



Nein, die Kernaussagen des Buches bleiben voll und ganz erhalten. In einigen Detailfragen ist die Sichtweise des WWF mit eingegangen, aber zurückgenommen habe ich die Kritik nicht. Das ergibt auch ein Textvergleich. Zudem betreffen diese Änderungen nur die kommenden Auflage. Die erste und zweite Auflage darf in unveränderter Form weiter vertrieben werden. Der WWF hatte ja schon vor dem Erscheinen des Buches versucht, Einfluss auszuüben. Ohen rechtliche Verpflichtung waren wir zu mehr Anpassungen und Klarstellungen bereit und nun  haben wir eine Fassung, die für beide Seiten vertretbar ist.

Das Buch 


Der Autor

Nachtrag II: Der Film "Der Pakt mit dem Panda- was uns der WWF verschweigt" kann in der Langfassung von 43 Minuten wieder gesendet werden. Die Einstweiligen Verfügungen vom 16. Mai 2012 sind am 26. September 2012 vom Landgericht Köln "in vollem Umfang aufgehoben" worden.

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