Das Misstrauen den Institutionen gegenüber
Oberbayer Ottfried Fischer im Interview über den Willen des Herrn und die Zusammenarbeit mit Nordlichtern
Im Mai 2012 zeigte die ARD
„Ausgegeigt“, die 21.Folge aus der Serie „Pfarrer Braun“. Als
die Agentur von Ottfried Fischer das Angebot herum schickte, mit dem
Darsteller ein Interview zu führen, sagte ich spontan ja. Diese
Gelegenheit hat man nicht immer. Im Vorfeld wurde ebenso deutlich
gemacht: Darüber und darüber reden wir nicht! Das Gespräch
fand im Mai 2012 statt.
Ottfried Fischer spielt den Pfarrer Braun nur. Foto: ARD |
Herr Fischer,seit 10 Jahren spielen Sie
den Pfarrer Braun. Wie lange werden Sie noch im Auftrage des Herrn
unterwegs sein.
Das ist ein sehr gute Frage, die ich so
nicht beantworten kann. Der Pfarrer ist eine ausgesprochen
erfolgreiche Serie, aber eben von der Quote abhängig. Doch solange
die Quote stimmt, wird es den Pfarrer Braun auch weiterhin geben. Das
ist ja auch einer der Gründe, warum wir miteinander reden.
In der neuen Folge „Ausgegeigt“
müssen Sie zum ersten Mal ohne Hansi Jochmann auskommen. Wie kommt
der Pfarrer Braun ohne seine Haushälterin aus?
Das ist jammerschade, aber die
Roßhauptnerin hatte einen Bandscheibenvorfall. Bisher war es eine
gelungene Besetzung, die von Widersprüchen,Spannungen und von
Klischees lebt. Aber mit Gundi Ellert haben wir eine Besetzung
gefunden, die die Rolle der Haushälterin anders ausfüllt, mit
Bezügen zum Volkstheater.
Wo wir gerade bei den Klischees sind,
wie kommt ein bekennender Bayer mit dem ausgewiesenen Nordlicht Peter
Heinrich Brix aus?
Sensationell gut. Wir haben eine
fantastische Zusammenarbeit, vielleicht weil wir einen ähnlichen
Lebensweg haben und beide in der Landwirtschaft zu Hause sind. Peter
Heinrich Brix ist ein sehr gewissenhafter Mensch, mit dem man viele
Dinge besprechen kann und die wir dann auch so umsetzen, wie
besprochen. Das schätze ich an ihm und deswegen haben wir eine tiefe
Bekanntschaft entwickelt.
Der Bulle von Tölz, der Pfundskerl und
der Pfarrer Braun: Herr Fischer haben sie ein Faible für die
Verbrecherjagd?
Nein überhaupt nicht, ich kann nicht
ständig Leute verdächtigen. Ich habe mal den echten Bullen von Tölz
kennengelernt und der sagte, dass für ihn grundsätzlich alle Mensch
verdächtig sind, außer ihm selbst natürlich. Das ist überhaupt
nicht meine Art. Ich verdächtige grundsätzlich niemanden. Ganz im
Gegenteil, ich suche immer nach Entschuldigungen und Erklärungen für
meine Mitmenschen.
Dann gibt es also keine Parallelen
zwischen ihnen und den Pfarrer Braun?
Doch, es gibt zwei Parallelen. Da ist
zum einen die Korpulenz. Pfarrer Braun reagiert wie ein korpulenter
Mensch reagiert.Hier gibt es auch eine Zusammenhang zum Bullen von
Tölz. Für beide steht die Gerechtigkeit über dem Recht. Die zweite
Gemeinsamkeit von mir und Pfarrer Braun ist das Misstrauen den
Institutionen gegenüber. Für Pfarrer Braun steht der Wille Jesu
über den Vorschriften der Amtskirche. Ähnlich geht es mir mit der
Expansion der Ämter. Hier ist Vorsicht nötig, denn von Amtswegen
wird es keine Gerechtigkeit geben. Deshalb müssen wir Kabarettisten.
auch unsere Form der Kontrolle ausüben.
Was mich und den Pfarrer Braun trennt?
Ich bin eindeutig kein gläubiger Mensch.
Wieweit haben Sie dann Einfluss auf die
Rolle?
Bisher konnte ich alle meine Dialoge
selbst schreiben. In der neuen Folge „Ausgegeigt“ waren die
Vorgaben durch die Degeto andere, zudem hatten wir ein neues Team.
Mir macht es Spaß, eine Rolle im Spiel zu erarbeiten. Beim
Rohschnitt konnte ich dann mit meinen Änderungswünschen überzeugen.
Zum Ende der Dreharbeiten waren wir fast schon wieder beim alten
Zustand.
Das Thema Kabarett hatten Sie schon
angeschnitten. Werden wir Sie zukünftig wieder öfter auf den
Brettern sehen.
Natürlich, ich habe sogar vor, mich
wieder stärker dem Kabarett zu widmen. Ich bin ein relativ
politischer Mensch. Momentan habe ich zwei Programme. Mit „Wo
meine Sonne scheint“ bin ich gerade unterwegs und dann habe ich
kürzlich beim Auftritt in Ingolstadt so etwas wie mein eigenes „Best
of“-Programm entwickelt. Und außerdem habe ich noch ein Programm
in Vorbereitung. Das wird „Otti und die Heimatlosen“ heißen,
dabei arbeitet ich mit exzellenten Musikern aus München zusammen.
Zudem schreibe ich gerade meinen ersten Roman, der im nächsten
Herbst erscheinen soll.
Haben Sie dafür auch schon einen
Titel?
Ja, der Titel ist „Im Panoptikum des
Souverans - Berichte aus meinem Roman“. Er handelt vom München
der 80er Jahren und meinen unverdauten Enthüllungen. Ich gehe davon
aus, dass es im nächsten Herbst zu einigen Aha-Momenten kommen wird,
aber die Form lasse ich mir nicht vorschreiben. Denn ich bin schon
der Zukunft voraus, 900 Jahre nach Vereinigung von CSU, FDP und
Piratenpartei. Die einen haben keine Leute, die anderen keine Politik
und damit ist die Lage ausschöpfend beschrieben.
Herr Fischer, ich danke Ihnen für das
Gespräch.
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